Donnerstag, 8. Juli 2010

Wissenschaft vs. Überzeugung

Ein Politiker besucht eine wissenschaftliche Konferenz. Interessiert hört er den Vorträgen und den sich anschließenden Diskussionen zu. Im Laufe des Tages wirkt er jedoch zunehmend irritierter. Während einer Kaffeepause spricht er dann einen der Teilnehmer an: "Also ihr Wissenschaftler seid schon ein komisches Völkchen. Fakten haben ja tatsächlich einen Einfluss auf eure Meinung!"


Was passiert wohl, wenn eine starke, innere Überzeugung auf einen ihr widersprechenden, wissenschaftlichen Fakt trifft? Hat der Fakt einen Einfluss auf die Meinung und kann er diese vielleicht sogar ändern? Triumphiert die Wahrheit über die Überzeugung?

Selbst dem Neuling in der wunderbaren Welt der Diskussion dürften sich die Antworten auf diese Fragen nahezu aufdrängen. Aber halt! Fallen wir nicht auf unsere  bizarren und schmerzhaften Erfahrungen herein und abstrahieren von diesen auf eine allgemeingültige Regel. Das wäre ja bloß ein anekdotischer Beleg. Gehen wir diese Frage lieber wissenschaftlich an.

So wie es Geoffrey Munro von der Towson University in Maryland (USA) in einer vor kurzem veröffentlichten Studie gemacht hat und worüber dann Tom Rees auf  Epiphenom und

Der Grund dafür ist einleuchtend. In Schritt Eins hatten die Probanden gelernt, dass die Wissenschaft offenbar manche Themen nicht behandeln kann (These der wissenschaftlichen Impotenz) und in Schritt Zwei wurde diese Impotenz dann auf andere Themen erweitert.

Wenn man also einen Menschen mit seinen Überzeugungen widersprechenden, wissenschaftlichen Fakten konfrontiert, ändert dieser nicht seine Überzeugung, sondern zweifelt erst an der Anwendbarkeit der wissenschaftlichen Methode auf dieses spezielle Thema. Um allerdings nicht (vor sich selbst) als Mensch mit willkürlichen Maßstäben dazustehen, muss er dann an der wissenschaftlichen Methode an sich zweifeln!



Offenbar kann man sich von der vielleicht noch aus Gründen der verzweifelten Hoffnung gehegten Vorstellung, dass am Ende dann doch die Wahrheit siegen wird, verabschieden. Was bedeutet das jedoch für diejenigen, die ein naturwissenschaftliches Weltbild gerade auch gegen den Aberglauben von der Religion bis zur Esoterik propagieren? Erweisen wir der Akzeptanz der Wissenschaft in der Gesellschaft einen Bärendienst? Sollten wir unsere Strategie anpassen? Aber wie? Was bliebe noch übrig?