Dienstag, 5. Oktober 2010

Herausforderung angenommen, Herr Fincke

Sehr geehrter Redaktion des Merkurs, Sehr geehrter Herr Fincke,

in ihrem am 30.9 erschienenen Artikel "Freche Atheisten in Tutzing sind zu wenig" beschwören Sie die Notwendigkeit von vermutlich christlicher Seite gegen den neuen, polemischen Atheismus zu argumentieren. Sie stellen sogar die Behauptung auf, dass der "polemische Atheismus leicht anzugreifen und zu hinterfragen" sei. Ich selbst sehe mich als Teil der neuen, polemischen und atheistischen Strömung und fühle mich mithin von Ihnen angesprochen. Zur Diskussion möchte ich daher folgende Aussagen stellen.

Der christliche Gott ist in seinen meisten Definitionen widersprüchlich und bekanntlicherweise folgt aus einem Widerspruch Beliebiges. Insbesondere folgen aus einem widersprüchlich definierten Gott, beliebige Handlungsanweisungen und deswegen kann der christliche Gott nicht als Quelle der Moral dienen.

Jeder Christ glaubt an einen Gott, der zu allen Themen exakt die selbe Meinung hat wie der Christ selbst. Gottesbilder sind deswegen von persönlichen Meinungen nicht zu unterscheiden. Vielmehr lähmt der Gottesbezug notwendige, ethische Diskussionen.

Die Überzeugung von der Existenz eines Gottes ist von außen als auch vom Gläubigen selbst nicht von einer Phantasie/Wahnvorstellung zu unterscheiden und hat deswegen auch keinen Respekt, sondern höchstens Toleranz zu erwarten.

Eine Gesellschaft braucht keine Religion, um gesund zu sein. Vielmehr brauchen Religionen dysfunktionale Gesellschaften, um zu überleben.

Das Menschenbild im Christentum ist ein abstoßendes. Wir sind alles Sünder, die nur durch die Gnade Gottes und nicht aus uns selbst heraus Wert haben. Der überflüssige und negative Einfluss auf unser Wohlbefinden ist offensichtlich.

Alle religiösen Überzeugungen beruhen auf nicht mehr als systematische Fehler der menschlichen Kognitionspsychologie. Gläubige (einschl. Verschwörungstheoretiker, Astrologen oder etwa Homöopathen) können daher durchaus als Opfer ihrer unkritisch hinterfragten Wahrnehmung betrachtet werden und die frühkindliche Indoktrination verstärkt dieses Problem.

Wenn Sie, Herr Fincke, tatsächlich davon ausgehen, dass diese (oder andere*) Positionen leicht anzugreifen sind, dann lade ich Sie herzlich zu einer Diskussion ein: per Email, in meinem Blog oder per Skype Interview - wie es Ihnen beliebt. Ganz im Sinne von 1. Petrus 3:15 fordere ich Grund von der Hoffnung, die in Ihnen ist. Ich warte.

Mit den besten Grüßen,

Peter Modregger.

* Die Theodizee oder die Willensfreiheit habe ich gar nicht berührt

Diese Email hatte ich am Sonntag abgeschickt und ich werde den geneigten Leser über eine eventuelle Antwort informieren. Vielleicht steht der Fincke Andreas ja zu seinem Wort...