Montag, 20. Dezember 2010

Die Wohlfahrtslegende

Es folgt ein Ausschnitt aus einer Diskussion, die ich zwar so nicht wortwörtlich aber doch sinngemäß schon einige Male geführt habe. Dramatis personae wären meine Wenigkeit (MW) und ein Verteidiger des Glaubens (VdG).
VdG: Aber die Kirche tut doch soviel Gutes!
MW: Was denn zum Beispiel?
VdG: Na, die ganze kirchlich finanzierte Wohlfahrt!
MW: Du meinst Caritas und Diakonie?
VdG (triumphierend): Ganz genau!
MW: Zu wieviel Prozent werden diese Verbände denn von den Kirchen finanziert?
VdG (stirnrunzelnd): Ähm...
Und genau diese Frage möchte ich dem geneigten Leser stellen. Wie hoch ist der Kirchenanteil an der Finanzierung von Caritas und Diakonie? Sollte der Leser die Antwort nicht kennen, so bitte ich diesen, doch mal aus dem Bauch heraus zu schätzen. Vermutlich 90%? Vielleicht auch 75%? Aber wenigstens doch 50%, oder?

Falsch.

Im Jahr 2003 betrug der Gesamtertrag von Caritas und Diakonie 44,5 Milliarden Euro, wovon die Kirchen gerade mal 828 Millionen trugen. Der überwiegende Teil des Geldes kommt natürlich von den Kranken- und Pflegeversicherungen. Das heißt aber, dass die Kirchen nicht einmal für 2% der Finanzierung ihrer eigenen Wohlfahrtsverbände aufkommen. Nicht mal zwei Prozent!