Samstag, 30. Januar 2010

Logische Fehlschlüsse

Da sich mit logischen Fehlschlüssen vollkommen beliebige Thesen begründen lassen, erfreuen sich diese höchster Beliebtheit unter den Abergläubigen aller Varianten. Vom Christ zum Moslem, vom Homöopathen zum Postmodernisten - keiner dieser Wirrköpfe scheint sich zu schade für intellektuelle Unredlichkeit zu sein.

Mit diesem praktischen Überblick über die wichtigsten logischen Fehlschlüsse möchte ich dem kleinen, skeptischen Dämon in uns allen die wohl mächtigste Waffe im argumentativen Kampf gegen die Ignoranz zur Verfügung stellen. Apropos Ignoranz...


Argument aus Ignoranz
Das persönlich oder menschheitsweit Ungewusste wird als Begründung für Thesen mit beliebigen Inhalt benutzt. Wir wissen nicht alles und deswegen funktioniert Homöopathie. Auf diesen Fehlschluss basiert übrigens eine ganze philosophische Strömung: die postmodernistische Pest.

Argument der unerwünschten Konsequenz
Eine These wird abgelehnt, weil sich aus dieser eine unerwünschte Konsequenz ergibt. So würde sich zum Beispiel ein Kind dieses Fehlschlusses bedienen, wenn es an den Weihnachtsmann glaubt, weil es andernfalls keine Geschenke geben würde.

Argument vom dummen Spruch
Es wird versucht, eine These mit einem mehr oder minder sinnigen Spruch zu verteidigen. "Alles ist möglich" und "wir wissen nichts mit absoluter Sicherheit" - nicht einmal, ob alles möglich ist oder ob wir nicht doch etwas mit absoluter Sicherheit wissen. Ausserdem: Shakespeare.

Argument von der Authorität
Eine Aussage wird mit dem Hinweis auf eine Authorität begründet, die dieser Aussage zustimmt. Gott gibt es also, weil Newton Christ war und Gott gibt es nicht, weil Richard Dawkins Atheist ist. Ein sehr praktischer Fehlschluss, weil dieser einem von der unerträglichen Last des selbstständigen Denkens befreit.

Argument von der eingeschränkten Vorstellungskraft
Eine These wird mit der persönlichen, beschränkten Vorstellungskraft widerlegt. X kann ich mir nicht vorstellen und deswegen ist X falsch. Dieser logische Fehlschluss stellt mit Sicherheit den arrogantesten aller dar. Das subjektive Vorstellungsvermögen wird zum Maß aller Dinge. Daumen hoch!

Argument von der Mehrheit
These A wird begründet, in dem darauf hingewiesen wird, dass viele oder gar die Mehrheit der Menschen diese als wahr akzeptieren. Deswegen war vor 2000 Jahren Jupiter für Blitzeinschläge zuständig und heute ist es die Ursünde.

Argument von der Wiederholung
Eine Behauptung wurde so häufig wiederholt, dass sie als scheinbarer Fakt in das kollektive Bewusstsein eingegangen ist. Trotzdem versteht man die Aerodynamik des Hummelflugs und die Menschen im Mittelalter glaubten im Allgemeinen nicht, dass die Erde eine Scheibe wäre.

Chewbacca-Verteidigung
Eine These wird mit so vielen unsinnigen und irrelevanten Argumenten verteidigt, dass die Schwelle zur objektiven Absurdität überschritten ist. Auch die größt mögliche Anstrengung wird nicht ausreichen, um die einzelnen logischen Fehlschlüsse zu entwirren. Der Name dieses Fehlschlusses geht auf eine Folge von Southpark zurück.

Falsche Äquivokation
In einer Argumentation wird dasselbe Wort auf unredliche Weise in zwei verschiedenen Bedeutungen benutzt. Wissen wir denn tatsächlich, dass wir wissen, dass wir nichts wissen?

Falsche Dichotomie
Die Menge an möglichen Antworten auf eine Frage wird fälschlicherweise auf zwei Alternativen reduziert. Im darauf folgenden zweiten Schritt wird dann versucht zu zeigen, dass die unerwünschte Antwort falsch sei, womit die bevorzugte Antwort automatisch gewinnt. Das ist die bevorzugte Strategie der Kreationisten, die die verblendeten Hoffnung hegen, dass nach erfolgreicher Demontage der Evolutionstheorie nur noch der Schöpfergott als Erklärung für unsere Existenz übrig bliebe.

(Keine-)Echte-Schotten Argument
Die Gutartigkeit einer Gruppe wird versucht zu etablieren, in dem ad hoc alle nominellen aber schlechten Gruppenmitglieder als nicht zur Gruppe gehörig definiert werden. So gäbe es keine Christen, die schlechte Menschen wären, weil alle wahren Christen gute Menschen seien.

Naturalistischer Fehlschluss
Eine These wird als wahr betrachtet, weil sich korrespondierende Beispiele in der Natur finden lassen. So wäre zum Beispiel Homosexualität aus der Sicht des Argumentatierenden unnatürlich und deswegen falsch. Allerdings übersieht der Fehlschließende dabei, dass die Natur uns erstens nicht vorschreibt, wie wir zu leben haben, und dass zweitens Homosexualität im Tierreich sehr weit verbreitet ist.

Reductio ad Hitlerum
Wörtlich: auf Hitler zurückführen. Hier wird versucht eine These zu widerlegen, in dem darauf verwiesen wird, dass Hitler diese These teilte. Trotzdem sind natürlich alle Vegetarier Nazis.

Strohmann-Argument
Die Position der Gegenseite wird falsch dargestellt, um diese leichter angreifbar zu machen. Das kann entweder absichtlich und wider besseren Wissens geschehen oder unabsichtlich und aus Gründen der Ignoranz. Die Behauptung, dass Atheisten an gar nichts glauben würden, stellt eine regelmäßig benutzte Variante des Strohmann-Arguments dar.

Tautologie 
Ein Argument wird mit sich selbst begründet. Gott braucht sich nicht für das Böse auf dieser Welt zu rechtfertigen, weil Gott Gott ist.

Unbegründete Ausnahme
Eine allgemein gültige Regel wird aufgestellt und sofort mit einer unbegründeten Ausnahme verletzt. Alles was existiert, musste geschaffen werden - außer Gott.

Zirkelschluss
Eine Aussage wird mit einer anderen bewiesen, wobei letztere mit der ursprünglichen Aussage begründet wird. Würde man den Zirkelschluss für statthaft halten, dann wären alle heiligen Bücher, die von sich selbst behaupten, wahr zu sein, wahr - ungeachtet der Tatsache, dass sie sich inhaltlich widersprechen.



Diese Liste ist bisher unvollständig und wird von mir sukzessive erweitert.