Sonntag, 31. Juli 2011

Zitat zum Sonntag

Es ist etwas sehr Schönes, wenn man sieht, wie die Armen ihr Kreuz tragen. Wie die Passion Christi, ist ihr Leid ein großes Geschenk für die Welt.

- Anjezë Gonxhe Bojaxhiu alias Mutter Theresa (1910-1997), Ordensgründerin

Donnerstag, 28. Juli 2011

Ketzer 2.0 - Folge 16

Nach mehr als einem halben Jahr äußerster Willensanstrengung mussten wir einsehen, dass Abstinenz einfach nichts für uns ist. Deswegen gibt es ab jetzt die 16. Folge von Ketzer 2.0 dem Podcast für gottlose Gedanken zum Leben. Diesesmal lässt uns Kardinal Marx an seinen Lebensweisheiten teilnehmen, besprechen wir die Reaktionen aus der Politik zur päpstlichen Bundestagsrede, untersuchen wir die neu eingerichtet katholische Untersuchungskommission zu den Missbrauchsfällen (Abteilung: Deutschland) und ich berichte über den Zusammenhang zwischen Religion und Unglück. Man höre! Man lade runter! Man abonniere!

Dienstag, 26. Juli 2011

Sonntag, 24. Juli 2011

Zitat zum Sonntag

Wenn jemand zu mir kommt und nicht seinen Vater und die Mutter, Weib und Kinder, Brüder und Schwestern haßt, dazu aber auch seine eigene Seele, der kann nicht mein Jünger sein.
- Jesus Christus, Lukas 14:26

Freitag, 22. Juli 2011

Sonntag, 17. Juli 2011

Religion und Unglück


Püttmanns steile These

Andreas Püttmann ist wohl einer der engagiertesten Verteidiger des Glaubens. Sein Engagement geht sogar soweit, dass er mit dem Titel seines aktuellen Buchs "Gesellschaft ohne Gott" quasi eine deutsche Übersetzung von "Society without God" des Soziologen Phil Zuckerman verhindert. Aber es gilt auch hier in dubio pro reo. Vermutlich war die Buchtitelüberschreibung nur Zufall - zumindestens aber nicht beabsichtigt.

Jedenfalls trägt Publizist Püttman hin und wieder zum Online-Diskussionmagazin The European bei und tat dies zuletzt am 20.04.2011 mit einem fulminanten Werk unter der Überschrift "Religion und Glück - Die wohltemperierte Gesellschaft." In diesem lässt Püttmann wenig unversucht, die Schrecken einer gottlosen Gesellschaft heraufzubeschwören. Neben allerlei Standard-Schaumschlägereien in Richtung Atheismus ("Atheismus kann kein halt geben" - wie überraschend) konzentriert sich Püttmann vorallen auf Allensbach-Umfragen und aus diesen möchte ich mir eine herauspicken.
Auch, dass die 2008 in London gestartete atheistische Buskampagne menschliches Lebensglück an eine Abkehr von Gott koppelte, ist irreführend. „Bin sehr glücklich“ bekunden 45 Prozent der „gläubigen Kirchennahen“, aber nur jeweils 31 Prozent der „kirchlich distanzierten Christen“ und „Nichtreligiösen“ sowie 24 Prozent der „Glaubensunsicheren“. Trübe Aussichten auf eine Gesellschaft ohne Gott.
Quelle: theeuropean.de
Religion macht glücklich? Dann nehmen wir doch Herrn Püttmann beim Wort und schauen uns das Verhältnis von Glück und Religiösität in den Ländern Europas an. Sollte Püttman mit seiner implizierten These Recht haben, dann müsste man doch eigentlich folgendes erwarten: Je wichtiger Religion in einem Land ist, desto glücklicher sind die Menschen dort. Dank des Mysteriums Internet kann man sich nun selbst ein Bild von der Lage machen.

Gottesglaube und gesellschaftliches Glück

(Quellen [1] und [2]: siehe unten;
Länder nach ihrem internationalen Kfz-Kennzeichen)

In diesem Streudiagramm ist das mittlere, subjektive Lebensglück für 30 europäische Nationen gegenüber der Religiösität dieser Gesellschaften aufgetragen. Dabei geben die p-Werte an, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich die gefundenen Zusammenhänge rein zufällig ergeben hätten, wenn es keinen kausalen Zusammenhang gäbe (stark vereinfacht gesagt). Je kleiner also der p-Wert, desto unwahrscheinlicher ist es, das man es mit einem reinem Zufallsprodukt zu tun hat. Im allgemeinen wird ein p-Wert von 0,05 und kleiner als Mindestvoraussetzung für einen kausalen Zusammenhang betrachtet (statistische Signifikanz). Die eingetragenen Linien sind diejenigen, die am besten den Zusammenhang zwischen den beiden Größen (also Religiösität und Lebensglück) beschreiben. (Hinweis für die Experten: es wurde eine normale und eine robuste lineare Regression durchgeführt und im folgenden werde ich nur die Standardregression zur Interpretation der Daten herannehmen.)

Das Resultat spricht eine deutliche Sprache. Europäische Gesellschaften sind nicht glücklicher je religiöser sie sind. Damit ist Püttmanns These widerlegt. Die Graphik deutet vielmehr an, dass europäische Gesellschaften mit steigenden Gottesglauben unglücklicher werden. Der p-Wert ist mit 0,121 allerdings noch so hoch, dass man erstmal von einem Nullergebnis ausgehen muss.

Der Glaube an Gott hat keinen Einfluss auf das Glück einer Gesellschaft.

Von wegen "trübe Aussichten". Aber vielleicht reicht der pure Glaube an einen Gott ja noch nicht aus, um einen messbaren Einfluss auf das gesellschaftliche Glück zu bekommen. Religion - so die Verteidiger eben dieser - muss ja gelebt werden.

Bedeutung der Religion und gesellschaftliches Glück

(Quellen [1] und [3]: siehe unten;
Länder nach ihrem internationalen Kfz-Kennzeichen)

In diesem Streudiagramm ist das gesellschaftliche Glück in 30 europäischen Nationen diesesmal gegen die Bedeutungslosigkeit der Religion im Alltag aufgetragen (BG = Bulgarien versteckt sich übrigens unter der Legende, wurde aber in den Auswertungen beachtet). Mit einer statistischen Signifikanz von p=0,009 haben wir also folgendes Resultat:

Je weniger Bedeutung Religion im Alltag der Bevölkerung hat, desto größer ist das gesellschaftliche Glück.

Tolle Aussichten auf eine religionslose Gesellschaft. Ich möchte noch unterstreichen, dass ich hier erstmal keinen kausalen sondern nur einen korrelativen Zusammenhang etabliert habe.

Verwirrt?

Für Herrn Püttmann bliebe jetzt noch die Hypothese übrig, dass Religion in Deutschland glücklich macht. Was allerdings jetzt gerade an der deutschen Religiösität so speziell sein soll, kann ich nicht abschätzen. Vermutlich ist an Deutschland diesbezüglich gar nichts speziell und ich wette darauf, dass religiöse Menschen im Vergleich zu den nicht-religiösen innerhalb aller Gesellschaften glücklicher sind.

Doch wie kann es sein, dass auf der einen Seite religiöse Menschen in einer Gesellschaft glücklicher sind, aber religiöse Gesellschaften insgesamt unglücklicher?

Dieser scheinbare Widerspruch löst sich in Wohlgefallen auf, wenn man sich die Einflüsse auf das Lebensglück im Detail anguckt. Menschen sind soziale Tiere und als solche natürlich am glücklichsten, wenn sie in einer Gruppe (zB einer Religion) integriert sind. Die oben erwähnte Allensbach-Umfrage vergleicht aber auf der einen Seite Menschen, die sicher sozial integriert sind ("kirchennah"), mit Menschen, die eben nicht sicher integriert sind ("kirchenfern", "nicht-religiös" und "Glaubensunsicher"). Püttmann vergleicht hier also Äpfel auf der einen Seite mit Äpfel plus Birnen auf der anderen Seite und kommt zum - total überraschenden - Schluss, dass die Apfelkonzentration in der puren Apfelgruppe höher ist.

Fazit

Natürlich reicht eine rein korrelative Analyse nicht aus, um einen kausalen Zusammenhang zu zeigen. Man sollte aber trotzdem versuchen, die Daten mit einer vorläufigen Arbeitsthese zusammenfassend zu interpretieren. Und diese lautet hier:

Religion ist zwar ein Weg zum individuellen Lebensglück, hat aber auf das gesamtgesellschaftliche Lebensglück einen negativen Einfluss.



Quellen

[1] Lebensglück
"Alles zusammengenommen, wie glücklich sind sie auf einer Skala von 1-10?" (Original: "Taking all things together on a scale of one to 10, how happy would you say you are?"). Die Skala 1-10 wurde dann auf das Interval 0-10 projeziert.
R. Veenhoven, World Database of Happiness, collection Happiness in Nations, Overview of happiness surveys using Measure type: 112C / 10-step numeral Happiness (2007), viewed on 2011-07-14 at http://worlddatabaseofhappiness.eur.nl  [Deep Link]

[2] Gottesglaube
"Welche der folgenden Aussagen beschreibt Ihren Glauben am besten? 1) Ich glaube, dass es einen Gott gibt. 2) Ich glaube, dass es eine Art höhere Macht gibt. 3) Ich glaube nicht, dass es einen Gott oder eine höhere Macht gibt." (Original: "Which of these statements comes closest to your beliefs? 1) I believe there is a God. 2) I believe there is some sort of spirit or life force. 3) I don’ t believe there is any sort of spirit, God or life force.")

[3] Bedeutung der Religion
Spielt die Religion eine wichtige Rolle in Ihrem Leben? Die angegebenen Werte beziehen sich auf den Anteil der Nein Anworten.

Samstag, 16. Juli 2011

Zitat zum Sonntag

Presse: Ich bin aus der kathol. Kirche exkommuniziert. Die blöden Pfaffen! Ich scheiße auf diese dumme Afferei. Pflege mir nach eigenem Gusto den Herrgott zu verehren.

- Joseph Goebbels (1897-1945), dt. Politiker und Katholik, aus seinem Tagebuch.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Odin vs. Jesus

Quelle: r/atheism

Montag, 11. Juli 2011

Kardinal Marx spricht für sich selbst

Manchmal braucht der engagierte Antitheist nicht mehr tun, als Pressemittelungen zu ziteren. Des wegen lasse ich mal den Evangelischen Pressedienst zu Wort kommen, der wiederrum den Münchner Kardinal Reinhard Marx indirekt zitert:
Es gehe um den Umgang mit gescheiterten und zerbrochenen Menschen, wozu er unter anderem Geschiedene und Homosexuelle zählte.
Quelle: epd.de
Geschiedene und Homosexuelle sind also gescheiterte und zerbrochene Menschen. Aha.

Freitag, 8. Juli 2011

Sonntagsgottesdienst beliebter als meine Badewanne

Darf man sich über zwei Jahre alte Pressemitteilungen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) lustig machen? Natürlich nicht. Man muss.

Angesichts der langsam aber stetig schwindenden Bedeutung der Kirche, griff die EKHN zu einem -  wie diese wohl formulieren würde - verblüffenden Argument.
Sonntagsgottesdienst beliebter als Bundesligafußball
überschrieb sie eine Pressemitteilung vom 25. Mai 2009 und fuhr fort mit
Jeden Sonntag besuchen deutschlandweit mehr Menschen einen „normalen“ Evangelischen Sonntagsgottesdienst als ein Fußballspiel, nämlich zwischen 800.000 und 1 Millionen Menschen.
Quelle: www.ekhn.de
Zuerst sei mal negativ angemerkt, dass in der Überschrift nur von "Bundesligaspielen" die Rede ist, während diese im Text zu den allgemeineren "Fußballspielen" aufgebläht werden. Aber kann das wirklich sein? König Fußball kniet vor der angestaubten Kirche?

Offenbar ließ sich die EKHN in ihrer augenscheinlichen Verzweiflung zu überprüfbaren Aussagen hinreißen, was das allwissenden Internet natürlich unnachgiebig bestraft. So sahen denn die Zuschauerzahlen der nachfolgenden Saison 09/10 aus.

Stadt Fassungsvermögen Auslastung [%] Zuschauerschnitt
München 69622 100 69622
Bremen 33950 99,6 33814,2
Mainz 20300 99,5 20198,5
Hoffenheim 30150 99,2 29908,8
Schalke 61673 99,2 61179,62
Freiburg 24000 98,8 23712
Stuttgart 42101 98,4 41427,38
Wolfsburg 30000 98,1 29430
Hamburg 57000 98 55860
Leverkusen 30105 96,3 28991,12
Köln 50000 95,6 47800
Dortmund 80522 94,9 76415,38
Frankfurt 51500 91,2 46968
Nürnberg 46780 89,1 41680,98
Mönchengladbach 54067 88,4 47795,23
Bochum 31328 78,3 24529,82
Hannover 49000 76,2 37338
Berlin 74244 59,4 44100,94
Gesamt/Schnitt 836342 92,23 760771,96

Quelle: rp-online.de

Selbst wenn also die Bundesliga-Fußballstadien jeden Sonntag bis auf den letzten Platz gefüllt gewesen wären, wäre die vorhandene Kapazität gerade eben dazu ausreichend, die Zuschauerzahlen über das unteren Ende der von der EKHN angegebenen Spanne zu bewegen.

Mit gleichem Recht könnte die EKHN auch argumentieren, dass Gottesdienste beliebter sind als meine Badewanne.

Und wie würde wohl so ein Vergleich ausfallen, wenn man auf der einen Seite noch die katholischen Gottesdienstbesucher (plus alle Kleinsekten) und auf der anderen Seite alle Zweit und Drittligaspiele, Bezirks- und Kreisklassen, A-, B-, C- und D-Jugendspiele (Männer+Frauenfußball) mitnehmen würde?

Die Wahl des richtigen Gegners lässt doch jeden Zwerg wie einen Riesen erscheinen.

(Mit Dank an Noch ein Fragender)