Freitag, 31. Dezember 2010

Spaemann: Meister der logischen Fehlschlüsse


Robert Spaemann, deutscher Philosoph und Theologe, erfreut sich auch weiterhin einer großen Beliebtheit in der christlichen Apologetik-Community, die ich auch mit viel gutem Willen nicht nachvollziehen kann. Dieser selbsternannte Verteidiger des halluzinierten Naturrechts, welches übrigens rein zufällig mit seiner eigenen Meinung identisch ist, gab der katholischen Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur "Die Tagespost" ein ausführliches Interview.

Ich möchte mir nur ein Zitat herauspicken und auseinandernehmen. Man zähle die logischen Fehlschlüsse:
Tagespost: Warum muss man die Aufklärung vor sich selbst in Schutz nehmen? Ihrem Selbstverständnis nach ist sie doch der Mut, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Sie sollte also ganz gut alleine zurechtkommen ...
Spaemann: Der erste, der das sah, war Nietzsche. Nietzsche schreibt einmal, dass die Aufklärung letzten Endes zum Atheismus führe. Wenn aber dieses Ziel erreicht wird, wird die Aufklärung selbst sinnlos, denn sie bringt eine Voraussetzung mit, die sie vom Christentum geerbt hat, nämlich dass es Wahrheit gibt und – wie Nietzsche sagt – dass die Wahrheit göttlich ist. Wenn es Gott nicht gibt, sagte Nietzsche, dann gibt es keine Wahrheit, dann gibt es nur die individuellen Perspektiven jedes Menschen auf die Welt, und die Frage nach einer wahren Perspektive stellt sich nicht, denn das wäre die Perspektive Gottes. Wenn dem aber so ist, folgt daraus, dass das ganze Geschäft der Aufklärung rückblickend sinnlos war.
Quelle: die-tagespost.de
Ich komme auf insgesamt sechs Fehlschlüsse.

Erstens: Chewbacca-Verteidigung. Diese habe ich definiert als eine Argumentation, die von so vielen logischen Fehlschlüssen durchsetzt ist, dass eine Entwirrung der einzelnen auch unter größtmöglicher Anstrengung nicht mehr möglich ist. Ich möchte es aber trotzdem versuchen.

Zweitens: Strohmann-Argument. "Die Aufklärung basiert darauf, dass Wahrheit göttlich ist." Ehm. Nein.

Drittens: Argument von der Autorität. Spaemann setzt seine Argumentation eben nicht nur in den historischen Kontext ("Nietzsche war der erste"), sondern übernimmt Nietzsches Behauptungen unreflektiert ("wie Nietzsche sagt").

Viertens: Unbewiesene Behauptung (noch nicht in meine Liste aufgenommen). "Wahrheit kann nur göttlich sein." Auf dieser bloßen Behauptung stützt sich Spaemanns gesamte Argumentation. Der Sinn einer Argumentation sollte es aber sein, Strittiges auf weniger Strittiges zurückzuführen. Spaemann macht genau das Gegenteil.

Fünftens: Ein glatter Widerspruch in sich. "Nur Gott kann die Wahrheit kennen." Hier benutzt Spaemann die bei Apologeten allzu beliebte Lücke in der Erkenntnistheorie: "Ich weiß nichts mit absoluter Sicherheit, außer dass ich existiere." Diese Lücke basiert allerdings nicht auf der Unvollständigkeit des Wissens, sondern wird von der Subjektivität des Erkenntnisgewinns verursacht. Selbst wenn der personale Gott also allwissend wäre (eine weitere unbewiesene Behauptung), dann hätte auch er keinen Zugriff auf die absolute Wahrheit, eben weil er ein Individuum wäre. Entweder ist Gott also personal oder es hat Zugang zur Wahrheit im Spaemannschen Sinne.

Sechstens: Falsche Dichotomie. "Wenn es nicht die göttliche Wahrheit gibt, dann bleibt nur die subjektive Perspektive der Menschen übrig." Und hier "vergisst" Spaemann intersubjektive Wahrheiten, also Wahrheiten die für mehrere Individuen gleichermaßen erkennbar sind. Zufällig basiert die Naturwissenschaft auf eben diesem Wahrheitsbegriff und Spaemann ignoriert schlicht diese ihm so verhasste Methode zum Erkenntnisgewinn.

Ausserdem tritt Spaemann dann noch gegen Homosexuelle:
Ein Mensch, dem die natürliche Anziehung durch das andere Geschlecht fehlt, kann in vieler Hinsicht ein edler und guter Mensch sein. Das ändert aber nichts daran, dass durch das Fehlen heterosexueller Attraktion ihm etwas Wichtiges fehlt.
Was soll man dazu noch sagen?

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Dienstag, 28. Dezember 2010

Woher der Hass kommt

Christenhass. Kirchenhass. Islamhass. Religionshass. Hass. Hass. Hass. Überall gibt es Hass. Wohin man auch blickt.

Zumindestens wenn man in den Köpfen so einiger Gläubige blickt.

So lautet zumindestens der gern und häufig benutzte Vorwurf gegeüber uns armen und in der Regel überhaupt nicht hassenden Atheisten. Aber vielleicht sollte ich das nochmal betonen. Zwar gibt es durchaus ein paar Eigenschaften des Glaubens und seiner Vertreter, die mich auf die Palme bringen. Hier sei stellvertretend die entwürdigende Hörigkeit der Gläubigen gegenüber ihrem Gott (oder Götter) genannt. Doch ich hasse nicht wirklich. Weder die Christen, noch die Muslime, noch Hindus, noch Juden und nach meiner Erfahrung gilt Ähnliches für das Gros der engagierten Atheisten.

Es fragt sich dann, warum der Gläubige so viel Hass zu erkennen vermeint, wo es doch keinen zu erkennen gibt. Sicherlich ist er geübt darin, Dinge (Sinn!) wahrzunehmen, wo keine sind. Aber warum gerade Hass und das auch noch in uns Atheisten? Woher kommt all der Hass?

Natürlich vom Gläubigen selbst.

Aber halt. Bevor man mir vorwirft, bloß zu projezieren und mit argumentativen Nebelgranaten um mich zu werfen, sollte man wenigstens meine Argumentation kennen.

Man stelle sich also vor, dass man tief und innig an irgendetwas vollkommen Unsinniges oder Lächerliches glaubt (Gott, Homöopathie, die intellektuelle Redlichkeit eines Püttmanns). Man hat seine Identität auf dieser Lächerlichkeit errichtet und ist sich vielleicht sogar diffuse bewusst, dass diese Basis tatsächlich lächerlich ist. Dann kommt da so ein skeptischer Mensch daher und wagt es, das Lächerliche lächerlich zu nennen. Das verletzt. Tief. Der Skeptiker greift eben nicht nur die Glaubensinhalte an sondern die eigene Identität an sich! Wie kann uns ein anderer Mensch nur so etwas antun? Warum sollte er uns nur so schwer verletzen wollen? Dafür muss er doch einen Grund haben! Und da wäre er dann: der Hass.

Der entblößte Gläubige sucht also nach einer Erklärung für das verletzende Verhaltens seines Gegenübers und findet diese im untergeschobenen Hass.

Als netter Nebeneffekt schwingt im Hassvorwurf auch immer der Vorwurf der Irrationalität mit, welche nicht nur die Glaubwürdigkeit des Skeptikers untergraben soll. Zusätzlich lässt sich mit irrationalen Menschen natürlich nicht gut diskutuieren, was den Gläubigen praktischerweise von der Last befreit, sich tatsächlich mal mit den Argumenten der Gegenseite zu beschäftigen.

Aber, mein lieber Theist, in einer Diskussion über Glaubensinhalte ist ein Angriff auf die Identität unumgänglich, wenn diese Identität auf genau diesen Glaubensinhalten aufgebaut wurde. Die Verletzung der in diesem Kontext dann so genannten religiösen Gefühlen ist - leider - unvermeidbar. Sorry.

Freitag, 24. Dezember 2010

Philosoraptor on God's Birthday

Ein r/pics Fundstück

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Denk doch mal einer an Jesus!


Ein r/atheism Fundstück

Dienstag, 21. Dezember 2010

Netztrüffel

Wir haben die Kommentare schon längst gelöscht und nein, wir drücken uns nicht vor den Kommentaren.
Gefunden auf: sunnahblog114.wordpress.com
 Mäh! Mäh! (Kontextabhängig nicht verletztend)

Übrigens gibt es zu diesem Netztrüffel eine Geschichte, die man auf dem exzellenten Blasphemieblog reloaded nachlesen kann.

Montag, 20. Dezember 2010

Die Wohlfahrtslegende

Es folgt ein Ausschnitt aus einer Diskussion, die ich zwar so nicht wortwörtlich aber doch sinngemäß schon einige Male geführt habe. Dramatis personae wären meine Wenigkeit (MW) und ein Verteidiger des Glaubens (VdG).
VdG: Aber die Kirche tut doch soviel Gutes!
MW: Was denn zum Beispiel?
VdG: Na, die ganze kirchlich finanzierte Wohlfahrt!
MW: Du meinst Caritas und Diakonie?
VdG (triumphierend): Ganz genau!
MW: Zu wieviel Prozent werden diese Verbände denn von den Kirchen finanziert?
VdG (stirnrunzelnd): Ähm...
Und genau diese Frage möchte ich dem geneigten Leser stellen. Wie hoch ist der Kirchenanteil an der Finanzierung von Caritas und Diakonie? Sollte der Leser die Antwort nicht kennen, so bitte ich diesen, doch mal aus dem Bauch heraus zu schätzen. Vermutlich 90%? Vielleicht auch 75%? Aber wenigstens doch 50%, oder?

Falsch.

Im Jahr 2003 betrug der Gesamtertrag von Caritas und Diakonie 44,5 Milliarden Euro, wovon die Kirchen gerade mal 828 Millionen trugen. Der überwiegende Teil des Geldes kommt natürlich von den Kranken- und Pflegeversicherungen. Das heißt aber, dass die Kirchen nicht einmal für 2% der Finanzierung ihrer eigenen Wohlfahrtsverbände aufkommen. Nicht mal zwei Prozent!

Dienstag, 30. November 2010

Haben Sie Fragen zur Homöopathie?

Auf dieser Webseite werden alle Fragen geklärt:

howdoeshomeopathywork.com

Endlich hat sich mal jemand die Arbeit gemacht.

Sonntag, 28. November 2010

Ist Religion gut oder böse?

Anlässlich der heißersehnten Debatte zwischen Christopher Hitchens ("Der Herr ist kein Hirte") und dem kürzlich zum Katholizismus konvertierten Ex-Premier Tony Blair führten die Veranstalter eine internationale Befragung zum Thema der Debatte durch. Gefragt wurden rund 19.000 Personen in 23 Ländern, ob Religion einen positiven oder einen negativen Einfluss auf die Gesellschaft hat. Hier das Ergebnis:


(Quelle: BBC News; Ipsos)

Offenbar halten vorallen Einwöhner westlicher Demokratien Religion für eher schädlich, wobei die USA wie immer in solchen Statistiken eine Ausnahme darstellen. Interessant ist allerdings, dass in Deutschland nur rund 38% der Befragten Religion positiv bewerten. Dazu steht der Bevölkerungsanteil der Kirchenmitglieder von knapp 60% in einem schönen Widerspruch.

Offenbar glaubt die Hälfte der Kirchenmitglieder nicht an einen positiven Einfluss Ihrer Religion...

Dienstag, 23. November 2010

Michelangelo revised


Ein r/atheism Fundstück

Sonntag, 21. November 2010

Zitat zum Sonntag

In seinem Durchschnitts-'Organ' ist der deutsche Katholizismus mies bis dreckig, in seinen Methoden dumm bis dreist.

- Heinrich Böll (1917-1985), dt. Schriftsteller

Dienstag, 16. November 2010


Ein r/atheism Fundstück

Das dritte Buch Mose (Levitikus) ist bekannt dafür, dass es manchen Christen als Legitimierung ihrer eigenen Homophobie dient. So heißt es ziemlich eindeutig in Vers 18:22:
Du sollst bei keiner Mannsperson liegen wie beim Weib; denn das ist ein Greuel.
Im gleichen Buch werden allerdings auch bestimmte Frisuren verboten:
Ihr sollt euer Haar am Haupt nicht rundumher abschneiden noch euren Bart gar abscheren.

- 3. Moses 19:27
Man fragt sich nun, warum das eine Verbot noch gelten soll, aber das andere nicht...

Sonntag, 14. November 2010

Zitat zum Sonntag

Messgewänder sind das Kostüm der Narren am Himmlischen Hof. 

- Ambrose Bierce (1842-1914), amerikan. Journalist und Schriftsteller

Dienstag, 9. November 2010

Netztrüffel

Die Wale sind gegenwärtig dabei, eine Matrix aus Lichtenergie zu verdichten, welche die Prägungen bzw. die Akashachronik der neuen Spezies empfangen wird, die den Planeten nach dem großen Wandel bewohnen wird. Diese neue Spezies, das werden wir sein...da wir uns umwandeln und verändern und die Wahlmöglichkeiten auswählen, welche am besten zu unserer neuen Rolle als Lichtwesen in der neuen Erde passen.

Gefunden auf: starchildglobal.com
Oink! Oink!

Montag, 8. November 2010

Gut beraten mit Jesus


Ein r/atheism Fundstück

Sonntag, 7. November 2010

Zitat zum Sonntag

Denn wo der Glaube tausend Jahre gesessen hat, eben da sitzt jetzt der Zweifel. Alle Welt sagt: ja, das steht in den Büchern, aber laßt uns jetzt selbst sehn.

Donnerstag, 4. November 2010

Netztrüffel

Der Geschlechtsverkehr ist jedes Mal ein fiktives Kinderzeugen, das dem natürlichen Gang entspricht und der Befriedigung der Frau dient, nicht der des Mannes.

Gefunden auf: die-frau.at (via EsoWatch)
Oink! Oink!

Mittwoch, 3. November 2010

Bitte nicht verwechseln!


Ein r/atheism Fundstück

Dienstag, 2. November 2010

Neulich im Netz

In unregelmäßigen Abständen verweise ich hier auf Netzfundstücke von Interesse. Hinweise werden gerne entgegen genommen.

Der mittlerweile leider verstorbene Blogger sapere aude nahm sich als eine seiner letzten Taten die Thesen des viel zu bekannten Religionswissenschaftlers Michael Blume an und widerlegt Blumes Behauptung, dass Religiösität vererbar wäre.

Der Feuerbringer setzt noch einen oben drauf und bespricht Blumes neueste Spekulation. Ist Religiösität vielleicht eine Exaptation (ein evolutionäres Nebenprodukt, dass sich auf dem Weg zu einer Adaption befindet) statt einer Adaption?

Vonhaeften setzt sich mit Sigmar Gabriels umfassender Forschung auf dem Gebiet der Intelligenz auseinander und führt die lächerliche Diskussionskultur in diesem Themenbereich auf die Ausbildung der Hauptschreihälse zurück: Es sind alles Geisteswissenschaftler, die sich nie mit Naturwissenschaften auseinander gesetzt haben. Der Feuerbringer fasst hier die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema "Vererbbarkeit von Intelligenz" zusammen.

Der Amateurwissenschaftler Martin Robbins persifliert die wissenschaftliche Berichterstattung in den Medien. Genial und leider viel zu wahr.

Ein wunderbarer Blogpost, der sich mit dem oftgehörten Argument auseinander setzt, dass Hitler, Stalin und Pol Pot im Namen des Atheismus gehandelt hätten.

Montag, 1. November 2010

Ketzer - Folge 13

Nach langer Pause gibt es endlich die nächste Folge des Podcasts für gottlose Gedanken zum Leben. Dieses Mal beschäftigen wir uns mit dem Papst, Bischof Müller und einer PEW-Studie, die zeigt, dass Atheisten mehr über Religion wissen als Gläubige. Ausserdem zeige ich, dass Gesellschaften nicht etwa Religionen brauchen, um zu funktionieren. Vielmehr brauchen Religionen dysfunktionale Gesellschaften, um zu überleben. Hier kann man die Folge direkt anhören, hier herunterladen und hier gibt es den RSS-Feed.

Ausserdem hat das Ketzerteam noch Verstärkung bekommen. Nico genannt sputnic wird sich ab sofort um unseren youtube-Kanal kümmern und hat auch bereits das erste Video bebildert und raufgeladen. Das Ergebnis lässt sich wirklich sehen...

Sonntag, 31. Oktober 2010

Zitat zum Sonntag

Jesus ist gekommen, um uns zu sagen, dass er uns alle im Paradies haben will und dass die Hölle, von der man in unserer Zeit so wenig spricht, existiert und ewig ist für jene, die ihre Augen vor seiner Liebe verschließen.

- Papst Benedikt XVI (1927-hoffentlich noch ganz lange) erklärt das Christentum: Liebe mich freiwillig oder brenne auf Ewig.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

What pun?


Ein r/atheism Fundstück

Dienstag, 26. Oktober 2010

Blasphemieblog reloaded

Wie ich vorgestern berichtet hatte, wurde der mir hochgeschätze Atheist Media Blog überstürzt abgeschaltet. Die Gründe werden wohl bis in aller Ewigkeit ein Geheimnis bleiben. Aber offenbar war ich nicht der einzige, der sich davon tief getroffen fühlte. Wenige Stunden nach der Bekanntgabe dieser traurigen Nachricht, hatten sich schon ein paar treue Fans (meine Wenigkeit unter ihnen) organisiert und einen neuen Blog eingerichtet.

Statt einem Autor gibt es nun deren Acht, die sich sämtlich aus Fans des alten Blogs zusammen setzen. Insbesondere ist der Ketzerpodcast geschlossen dabei. Ob sich die dunklen Mächte, die vermutlich hinter der Schließung des alten Blogs stehen, damit einen Gefallen getan haben, ist fraglich.

Wir haben allerdings aus den Fehlern gelernt und achten nun mehr sehr darauf, keine Urheberrechtsverletzungen zu begehen. In Zukunft werden die Artikel kurz von den Autoren zusammengefasst und nur noch verlinkt. Wir hoffen damit, dem eigentlichen Ziel des Atheist Media Blogs gerecht zu werden: Für den engagierten Atheisten/Agnostiker/Humanistien und den sonstigen Interessierten einen Überblick über die aktuelle Nachrichtenlage zu geben, die Nachrichten ungefiltert kommentieren zu können und einen regen Austausch zu ermöglichen.

Es war jedenfalls ein tatsächlich besonderes Erlebnis, die Macht des Internet-Hiveminds mal aus erste Hand mitzuerleben. Das Aufsetzen des neuen Blogs ging so schnell, dass es praktisch keinen zeitlichen Bruch zwischen altem und neuen Blog gab. Freiwillige haben sich praktisch im Nu gefunden - so viele, dass wir erstmal die Autorenzahl begrenzt haben. Ein Dank an dieser Stelle an all die Menschen, die mitgeholfen haben.

Atheist Media Blog ist tot! Es lebe Blasphemieblog reloaded!

Montag, 25. Oktober 2010

Dein Gehirn lügt Dich an

Ein guter Teil des Aberglaubens von Homöopathie bis zur Himmelsbartgläubigkeit lässt sich mit der Existenz systematischer Fehler in unserer Wahrnehmung erklären. Optische Illusionen bieten eine wundervolle Art solche systematische Fehler zu demonstrieren. Hier ist eine.


Ein r/atheism-Fundstück

Sonntag, 24. Oktober 2010

AMB geht offline

Mit ingesamt 1,2 Millionen Besuchern und 42.000 Kommentaren über anderthalb Jahren gehört der Atheist Media Blog nicht nur zu den wichtigsten atheistischen Blogs, sondern auch zu den meistbesuchtesten deutschprachigen Blogs auf wordpress überhaupt. Täglich verwöhnt uns der AMB mit zahlreichen Nachrichten aus der absurden Welt der Religion und des Glaubens. Diese Erfolgsgeschichte kam jedoch heute zu ihrem vorzeitigen Ende. Das AMB wird nicht mehr fortgeführt.

Zu den Gründen schweigt sich der Betreiber aus und man kann spekulieren, dass er das aus einem guten Grund tut. Die überwiegende Mehrheit seiner Beiträge bestand aus Ausschnitten anderer Nachrichtendienste, die dann den atheistischen Massen zum unzensierten Kommentieren angeboten wurden. So gut und nützlich diese Idee auch war und ist, Fakt bleibt, dass sich AMB mit diesem Konzept immer am Rande der Urheberrechtsverletzung bewegte. Damit war AMB wenn nicht gerade auf das Wohlwollen so doch auf die Kritikfähigkeit der religiösen Seite angewiesen. Das abrupte Ende dieses Blogs lässt vermuten, dass irgendeine hinreichend mächtige Glaubensorganisation nun die Nerven verloren hat.

Dank des überdurchschnittlichen Niveaus der Kommentatoren und der Offenheit für alle Meinungen, die zu interessanten Diskussionen auch mit Verteidigern des Glaubens führte, gehörte der AMB für mich zur täglichen Pflichtübung. Es soll natürlich auch erwähnt werden, dass es meinen Podcast "Ketzer 2.0" ohne den AMB niemals gegeben hätte, weil wir uns ja da kennen gelernt haben.

Danke für Deine Arbeit AMB! Ick werd Dir vermissen...

Zitat zum Sonntag

Gott muss tot sein, schliesslich kann er sich in 2000 Jahren Christentum nur zu Tode geärgert haben.

-Erhard Blanck (*1942), dt. Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler.
(Was beweist, dass auch Heilpraktiker sich nicht immer vor der Wahrheit verstecken können.)

Samstag, 23. Oktober 2010

Ist ja nicht alles schlecht

Nachdem der schweizer Lehrer Valentin Abgottspon fristlos entlassen wurde, weil seine Hinweise auf die unzureichende Trennung von Kirche und Staat im Unterricht das "Vertrauensverhältnis" zur walliser Schulbehörde irreparabel gestört hat...

Nachdem ein in der Schweiz lebender, deutscher Vater entsprechend eines Bundesgerichtsentscheid darauf bestand, dass die Kruzifixe in den Klassenzimmer entfernt werden, es daraufhin zu anonymen Morddrohungen kam und die Familie nun beabsichtigt aus der Schweiz zu fliehen...

Nachdem Bundespräsident Christian Wulff in einer Rede betonte, dass die in die Existenz postulierte "jüdisch-christliche" Religion genau so zu Deutschland gehöre wie die islamische und dabei die größte Konfessionsgruppe in Deutschland (das sind die Ohne) gewissentlich übersah...

Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Parteiveranstaltung bemerkte, dass Sie sich dem christlichen Menschenbild (Wir sind alles wertlose Sünder, die ihr Existenzrecht alleine der Gnade Gottes zu verdanken haben) verpflichtet fühle und hinzufügte, dass Menschen, die dieses tolle Menschenbild nicht akzeptierten, "bei uns Fehl am Platze" wären...

... möchte ich die katholische Kirche Luzern lobend hervorheben. Diese wirbt nämlich mit einer Aktion unter dem zum Schmunzlen anregenden Motto "Schütze Deinen Nächsten wie Dich selbst" für AIDS-Prävention. Willkommen im 20. Jahrhundert!

Sonntag, 17. Oktober 2010

Zitat zum Sonntag

Für Segen bin ich als Atheist nicht zuständig.

- Jürgen Trittin (*1954), dt. Politiker auf die Frage eines Journalisten, ob er Renate Künast für eine Spitzenkandidatur zur Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses seinen Segen gäbe (Quelle: wikiquote)

Freitag, 15. Oktober 2010

OOoooooohhhh... niedlich!


Ein r/atheism Fundstück

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Netztrüffel

Ich glaube nicht an den Papst,aber eine Frage,Jesus Christus hätte judas vergeben,obwohl er ihn veraten hatte,und Jesus Christus hatte es vorausgesagt das er ihn veraten wird;Logische Konsequenz,Jesus ist Gott;ich glaube an keine evolutionäre ethik,aud dem der Gipfel nie ereicht wird,das ist utopie und blasphemisch,gibt es für den Papst keine Hoffnung?Ein baum erkennt man an seinen Früchten;wenn es das Böse Gibt,auf der welt dann muss man ehrlich zu sich selbst sein und sagen,wer ist Gott?

Gefunden auf: youtube.de (Mit Dank an Dr. Sheldon Cooper)
Oink! Oink!

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Von der Überlegenheit säkularer Moral

Endlich gibt es ein Video von Matt Dillahuntys Vortrag über die Überlegenheit säkularer Moral. Trotz der eher bescheidenen Qualität lohnt sich das Anschauen!

Montag, 11. Oktober 2010

Von den Vorteilen Atheist zu sein


Ein r/atheism Fundstück

Sonntag, 10. Oktober 2010

Zitat zum Sonntag

Nee, ich trinke keinen Tee, ich bin 'Ateeist'.

- Helge Schneider (*1955), dt. Unterhaltungskünstler

Samstag, 9. Oktober 2010

Zungenbeissen widerlegt Gott



...wobei angemerkt werden muss, dass, anders als es O'Brain hier behauptet, der Blinddarm sehr wohl eine Funktion hat. So dient er als Rückzugsgebiet für die Darmflora, wenn diese von einer Krankheit ausradiert wird...

Freitag, 8. Oktober 2010

Netztrüffel


Wir haben soviel gleichen DNA mit dem Schwein z.b. ist das Schein jetzt ne Vorstufe von uns Menschen oder entwickeln wir uns noch zum Schwein.

Gefunden auf: jesus.de
Oink! Oink! (was hier mehr als passend zu sein scheint)

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Sogenannte "Berichterstattung"

Sehr geehrte Redaktion des Wochenblatts,

in ihrem am 2. Oktober 2010 erschienenen Artikel "Jugendliche diskutieren mit Günther Beckstein über Glaube und Religion" benutzen Sie die Bezeichnung "sogenannte Religionslose" und setzen letzteres Wort auch noch demonstrativ in Anführungszeichen. Darauf hin möchte ich nachfragen, warum Sie sich speziell für diese - eher herablassende - Form entschieden haben und nicht für Konfessionslose (oder -freie) oder Atheisten/Agnostiker. Ich protestiere gegen diese sogenannten "Berichterstattung".

Mit freundlichen Grüßen,

Peter Modregger.

PS: Die Benutzung der Phrase "sogenannte Berichterstattung" dient alleine demonstrativen Zwecken.

(Kleine Änderungen auf Grund des Kontextes)

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Der wahre Ursprung des Christentums


Ein r/atheism Fundstück

Dienstag, 5. Oktober 2010

Herausforderung angenommen, Herr Fincke

Sehr geehrter Redaktion des Merkurs, Sehr geehrter Herr Fincke,

in ihrem am 30.9 erschienenen Artikel "Freche Atheisten in Tutzing sind zu wenig" beschwören Sie die Notwendigkeit von vermutlich christlicher Seite gegen den neuen, polemischen Atheismus zu argumentieren. Sie stellen sogar die Behauptung auf, dass der "polemische Atheismus leicht anzugreifen und zu hinterfragen" sei. Ich selbst sehe mich als Teil der neuen, polemischen und atheistischen Strömung und fühle mich mithin von Ihnen angesprochen. Zur Diskussion möchte ich daher folgende Aussagen stellen.

Der christliche Gott ist in seinen meisten Definitionen widersprüchlich und bekanntlicherweise folgt aus einem Widerspruch Beliebiges. Insbesondere folgen aus einem widersprüchlich definierten Gott, beliebige Handlungsanweisungen und deswegen kann der christliche Gott nicht als Quelle der Moral dienen.

Jeder Christ glaubt an einen Gott, der zu allen Themen exakt die selbe Meinung hat wie der Christ selbst. Gottesbilder sind deswegen von persönlichen Meinungen nicht zu unterscheiden. Vielmehr lähmt der Gottesbezug notwendige, ethische Diskussionen.

Die Überzeugung von der Existenz eines Gottes ist von außen als auch vom Gläubigen selbst nicht von einer Phantasie/Wahnvorstellung zu unterscheiden und hat deswegen auch keinen Respekt, sondern höchstens Toleranz zu erwarten.

Eine Gesellschaft braucht keine Religion, um gesund zu sein. Vielmehr brauchen Religionen dysfunktionale Gesellschaften, um zu überleben.

Das Menschenbild im Christentum ist ein abstoßendes. Wir sind alles Sünder, die nur durch die Gnade Gottes und nicht aus uns selbst heraus Wert haben. Der überflüssige und negative Einfluss auf unser Wohlbefinden ist offensichtlich.

Alle religiösen Überzeugungen beruhen auf nicht mehr als systematische Fehler der menschlichen Kognitionspsychologie. Gläubige (einschl. Verschwörungstheoretiker, Astrologen oder etwa Homöopathen) können daher durchaus als Opfer ihrer unkritisch hinterfragten Wahrnehmung betrachtet werden und die frühkindliche Indoktrination verstärkt dieses Problem.

Wenn Sie, Herr Fincke, tatsächlich davon ausgehen, dass diese (oder andere*) Positionen leicht anzugreifen sind, dann lade ich Sie herzlich zu einer Diskussion ein: per Email, in meinem Blog oder per Skype Interview - wie es Ihnen beliebt. Ganz im Sinne von 1. Petrus 3:15 fordere ich Grund von der Hoffnung, die in Ihnen ist. Ich warte.

Mit den besten Grüßen,

Peter Modregger.

* Die Theodizee oder die Willensfreiheit habe ich gar nicht berührt

Diese Email hatte ich am Sonntag abgeschickt und ich werde den geneigten Leser über eine eventuelle Antwort informieren. Vielleicht steht der Fincke Andreas ja zu seinem Wort...

Montag, 4. Oktober 2010

Neulich im Netz

In unregelmäßigen Abständen verweise ich hier auf Netzfundstücke von Interesse. Hinweise werden gerne entgegen genommen.

Richard Dawkins Protestrede gegen den Papst
Anlässlich der Proteste gegen den Besuch des Papstes in Großbritannien zerlegt Dawkins die abscheuliche Aussage des Papstes, Atheismus habe etwas mit dem Nationalsozialismus zu tun. Mit deutschen Untertiteln.

Hawking-Strahlung bezeichnet die Wärmestrahlung schwarzer Löcher und stellt ein ein Paradebeispiel für Teilchen dar, die sich - anschaulich gesprochen -  aus dem Nichts selbst erschaffen. Jörg Rings von Diax's Rake berichtet über die erste experimentelle Beobachtung der Hawking-Strahlung in einem dem Ergeignishorizont schwarzer Löcher analogen Experiment mit "Lasern".

Der affenjunge erklärt anschaulich und mit ein bisschen Vorwissen äußerst verständlich, wie DNA in der Mitte des letzten Jahrhunderts als Träger der Erbinformation identifiziert wurde. Absolut empfehlenswert!

In Istanbul attackierten mutmaßliche islamische Fundamentalisten Besucher einer Galerie, weil letztere es tatsächlich wagten, in aller Öffentlichkeit Alkohol zu konsumieren. Offenbar reicht es einer gewissen muslimischen Fraktion nicht aus, dass nur sie nach ihren Regeln leben. Oder ist es der Neid?

Der Bischof von Pheonix hat einen Priester exkommuniziert, weil sich dieser  mit der versuchten Weihung weiblicher Personen versündigt hat. Hätte er doch mal lieber kleine Jungs missbraucht oder 6 Millionen Juden vergast, dann hätte man ja noch was machen können. Aber so? (via Atheist Media Blog)

Sonntag, 3. Oktober 2010

Zitat zum Sonntag

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.

- Alexander von Humboldt (1767-1835), dt. Naturforscher

Samstag, 2. Oktober 2010

Logische Fehlschlüsse (15) - Argument vom dummen Spruch

Beschreibung: Es wird versucht, eine These mit einem mehr oder minder sinnigen Spruch zu verteidigen.

Logische Struktur: A ist wahr, weil <dummer Spruch X>

Beispiel: Das Argument vom dummen Spruch gehört nicht gerade zum üblichen Kanon logischer Fehlschlüsse. Doch dank der exzessiven Benutzung eben dieser fühle ich mich verpflichtet, den dummen Spruch als eigene Kategorie unter den Fehlschlüssen zu etablieren.

Das wirklich tückische am dummen Spruch ist, dass man normalerweise gut zehnmal länger für seine Widerlegung als für das Aussprechen braucht. Deswegen möchte ich einige der Bekanntesten im Folgenden auflisten und kurze Widerlegungen vorschlagen. 

Alles ist möglich.
- Ist es auch möglich, dass Alles unmöglich ist?
(Tipp: All-Aussagen immer auf sich selbst beziehen.)

Wir wissen nichts mit absoluter Sicherheit.
- Wissen wir denn mit absoluter Sicherheit, dass wir nichts mit absoluter Sicherheit wissen?
(Tipp: Sich danach auf das Argument von der unbegründeten Ausnahme gefasst machen.)

Man kann mit einem Netz keine Fische fangen, die kleiner als die Maschen sind.
- Also macht man am besten die Maschen kleiner. 
(Meistens wird mit diesem Spruch versucht, die Grenzen naturwissenschaftlicher Erkenntnisfähigkeit zu verdeutlichen. Das wäre dann eine falsche Analogie.)

Wir sind mehr als die Summe unserer Teile.
- Die Summe seiner Teile wäre auch nur eine adäquate Beschreibung für einen Sack Kartoffeln. Wir sind die Summe unserer Teile plus deren Wechselwirkung. 

Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.
(Ein kleines reductio ad Hitlerum kann manchmal nicht schaden. Gibt's auch Godwinpunkte für!)

Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als man weiß.
- Woher weißt Du das?
(Tipp: Sich danach auf das Argument aus Ignoranz gefasst machen. Viel ausführlicher wird dieses verhunzte Zitat aus Hamlet auf Buchstaeblich seltsam besprochen. Mit Dank an not-me für den Hinweis.) 

Freitag, 1. Oktober 2010

Pat Condell (76) - Drunk on religion

 

Wer aufgepasst hat, wird bemerken, dass ich Video 75 ("Bad faith at Ground Zero") ausgelassen habe. Das hat natürlich seinen Grund. Pat Condell regt sich in diesem tierisch über die berüchtigte Ground Zero Mosque auf und diese Aufregung kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.

Donnerstag, 30. September 2010

Alles klar?


Ein r/atheism Fundstück

Mittwoch, 29. September 2010

Bischof Müllers Wort(ver)gewalt(igung)

Zugegeben. Peter Hahne ist nun wirklich nicht die hellste Leuchte im Gruselkabinett kirchlicher Anstalten und bietet demnach auch dem neuen Neuen Atheisten ein leichtes Ziel. Deswegen möchte ich ein Würdigeres wählen und habe in Dr. habil. Gerhard Ludwig Müller, Komischhutträger - Verzeihung - Bischof von Regensburg, den idealen Kandidaten gefunden. Anlässlich des Papstbesuches in Großbritannien gab dieser nämlich der Passauer Neue Presse  (PNP) ein sehr aufschlussreiches Interview. Ich zitiere.
Müller: Dawkins fehlt es an Anstand gegenüber Andersdenkenden. Er gibt das Beispiel eines Unglaubens, der auf Unkenntnis beruht. In seinem biologistischen Reduktionismus und Methodenmonismus zeigt sich die ideologische Instrumentalisierung der modernen Naturwissenschaften, die im Kontext der Beziehung von geoffenbartem Glauben und der ihn verstehen wollenden Vernunft durchaus mit den Einsichten der christlichen Theologie vereinbar sind. Dawkins und seine fanatischen Jünger sind nicht die ersten, die, im Namen ihrer menschlichen und daher fehlbaren Vernunft, die Kirche und die Gläubigen eliminieren wollen. Wenn sie ihrer Sache sicher wären, könnten sie auch gelassener umgehen mit Menschen, die einen anderen Glauben haben als sie selbst. Der aggressive Atheismus tritt das Grundgebot der Achtung vor der Würde des Menschen in seinem geistigen und moralischen Leben mit den Füßen und stellt somit ein friedliches Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft durch einen neuen totalitären Anspruch in Frage.

Quelle: pnp.de (via Atheist Media Blog)
Wow. Welch Wortgewalt. Anders als es die aktuelle Nachrichten ("Kurios: Irrfahrt durch halb Europa endet im Bayerwald", "78-Jährige liegt tagelang in der Badewanne") suggerieren, scheint es sich bei der PNP ja tatsächlich um eine zu tiefst philosophische Zeitung zu handeln. Schaut man sich jedoch die einzelnen Aussage im Detail an, so wird recht schnell klar, dass Müller hier gar nicht so anders als Hahne argumentiert...
Dawkins fehlt es an Anstand gegenüber Andersdenkenden.
Natürlich. Dawkins fehlt es an Anstand. Wie Müller zu dieser Behauptung kommt, erfahren wir dann am Ende des zitierten Absatzes. Geduld.
Er gibt das Beispiel eines Unglaubens, der auf Unkenntnis beruht.
Wie kommt Müller wohl zu dieser bloßen Unterstellung? Ganz einfach. Er geht davon aus, dass sein Glaube die absolute Wahrheit darstellt, die - genügend Intelligenz vorausgesetzt -  von jedem verstanden werden kann und nach intensiver Beschäftigung rational akzeptiert werden muss. Nun hat Dawkins offensichtlich genügend Verstand, glaubt aber trotzdem nicht. Als einzige Erklärung für Dawkins Atheismus bleibt die Unkenntnis. Müller muss Dawkins Unwissenheit unterstellen, weil ansonsten die bloße Existenz des dawkinsschen Atheismus Müllers Weltbild zerstören würde.
In seinem biologistischen Reduktionismus und Methodenmonismus zeigt sich die ideologische Instrumentalisierung der modernen Naturwissenschaften, die im Kontext der Beziehung von geoffenbartem Glauben und der ihn verstehen wollenden Vernunft durchaus mit den Einsichten der christlichen Theologie vereinbar sind.
Man beachte "verstehen wollenden Vernunft" und nicht "verstehen könnende Vernunft". Und wie schrieb doch Franz Buggle in seinem Buch "Denn sie wissen nicht, was sie glauben" sinngemäß? Die christliche Theologie und insbesondere das Theodizee-Problem übersteigen nicht den Verstand, sondern untersteigen die Mindestanforderung, die an rational diskutierbaren Hypothesen gestellt werden. Sprich: Sie sind von Unsinn nicht zu unterscheiden.

Macht sich aber Dawkins der "ideologischen Instrumentalisierung" schuldig wie Müller behauptet? Innerhalb Müllers Weltbild denkend, muss man diese Frage bejahen. So behauptet die RKK, im Besitz der allumfassende Wahrheit zu sein und nimmt sich deswegen heraus, die einzig gültige Interpretation aller anderen und untergeordneten Wahrheiten zu liefern. Das Problem ist offensichtlich.

Und dann auch noch das Buzzwort "geoffenbart", dessen Verwendungszweck im nächsten Satz klar wird.
Dawkins und seine fanatischen Jünger [damit bin wohl unter anderem ich gemeint] sind nicht die ersten, die, im Namen ihrer menschlichen und daher fehlbaren Vernunft, die Kirche und die Gläubigen eliminieren wollen.
Die uns zugängliche Vernunft ist menschlich und damit fehlbar. Die Kirche hat aber - AHA! - Zugang zur offenbarten Vernunft und ist deswegen nicht fehlbar. Hier macht sich Müller der intellektuellen Unredlichkeit so sehr schuldig, dass es zum weinen ist.

Müller benutzt die bei Postmodernisten so beliebte Lücke in der Erkenntnistheorie ("Wir können nichts mit absoluter Sicherheit wissen") zu Nutze und verstopft diese mit seinem Lückenbüßer-Gott. Aber selbst wenn die "offenbarte" Wahrheit tatsächlich frei von jedem menschlichen Makel wäre, so sind es immer noch Menschen, die diese Wahrheit verstehen müssen und dabei können sich - wie Müller selbst zugeben muss - Fehler einschleichen. Müller tut nur so als könnte sein Glaube dieses Problem umgehen. In absoluter Wahrheit hat auch die RKK keinen Zugang zu eben dieser. Und nein. Heiliger Geist zählt nicht und zwar aus exakt demselben Grund.

Des weiteren benutzt Müller hier natürlich einen Strohmann. Ich kenne keinen Atheisten, der tatsächlich die Kirche und die Gläubigen eliminieren will - zumindestens nicht im Sinne eines Verbots oder gar eines Kriegs. Der Herr Bischof sollte mal über eine passendere Hutgröße nachdenken.
Wenn sie ihrer Sache sicher wären, könnten sie auch gelassener umgehen mit Menschen, die einen anderen Glauben haben als sie selbst.
*Gähn* Und hier wird es richtig langweilig. Atheismus ist kein Glaube, sondern die Ablehnung der Gotteshypothese auf Grund unzureichender Belege für diese.

Müller sollte sich mal Gedanken machen, was er hier eigentlich sagt. Wenn Atheismus tatsächlich ein Glaube wäre, dann könnten wir Atheisten eine Religion gründen, diese offiziell anerkennen lassen und dann auf unser gesetzlich verbrieftes Recht auf konfessionellen Religionsunterricht pochen. Atheismusunterricht an allen öffentlichen Schulen. Wollen Sie das wirklich, Herr Müller?
Der aggressive Atheismus tritt das Grundgebot der Achtung vor der Würde des Menschen in seinem geistigen und moralischen Leben mit den Füßen und stellt somit ein friedliches Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft durch einen neuen totalitären Anspruch in Frage.
Ein Satz, den man wahrlich öfters lesen muss, um seine Bedeutung extrahieren zu können. Mit dem "aggressiven Atheismus" meint Müller wohl nichts anderes als den Atheismus, der nicht die Klappe hält. Und alleine weil dieser argumentiert, kritisiert und Absurdes absurd nennt, stellt er also ein friedliches Zusammenleben in Frage. Womit auch die Frage von oben geklärt wäre, warum es nach Müllers Dünken dem Dawkins an Anstand fehlt.

Sorry, Müller. So funktioniert das nicht mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung. Ihre in die Existenz postulierten, religiösen Gefühle sind mir herzlich egal und wenn Sie damit ein Problem haben, verletzen Sie meine humanistischen Gefühle.

Dienstag, 28. September 2010

Transzendente Unsinnigkeit


Ein r/atheism Fundstück

Montag, 27. September 2010

Neulich im Netz

Inspiriert von der wochentäglich erscheinende Kolumne 6 vor 9 des BILDblogs, möchte ich in Zukunft über wichtige, interessante oder verquere Netzfundstücke von Belang berichten. "Neulich im Netz" soll in losen Abständen und immer wenn ich Lust darauf habe erscheinen. Hinweise sind gern gesehen.


Anteil der beiden großen Kirchen an der Bevölkerung sinkt weiter
Die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) veröffentlichte eine Hochrechnung, laut derer der Bevölkerungsanteil der beiden großen Kirchen im Jahr 2010 erstmal unter jeweils 30% liegt. Extrapoliert man den Anteilsverlust von rund 0,2-0,3% pro Jahr in die Zukunft, so ergibt sich rein rechnerisch, dass in etwa 15 Jahren die Mehrheit der Deutschen keiner der beiden Kirchen mehr angehören wird.

Rattenlinien (englisch „rat lines“) war die von US-amerikanischen Geheimdienst- und Militärkreisen geprägte Bezeichnung für Fluchtrouten führender Vertreter des NS-Regimes und Angehöriger der SS und der Ustascha nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Aufgrund einer aktiven Beteiligung hochrangiger Vertreter der katholischen Kirche an den Fluchtrouten trugen sie bis zur Beteiligung des US-amerikanischen Geheimdienstes den Namen „Klosterrouten“.

Diese Studie zeigt, dass das Nachdenken über den eigenen Tod nicht zu einer höhreren sondern zu einer geringeren Abergläubigkeit führt. Damit stehen die Ergebnisse einigermaßen im Widerspruch zu den bisherigen Annahmen über den Zusammenhang zwischen Religion, Aberglaube und Tod (siehe "Gott und der Tod" von Andreas Müller). Tom Rees, der den übergenialen Blog Epiphenom betreibt, hat versprochen sich möglichst bald mit dieser Studie zu beschäftigen.

Eine Spiegel TV Reportage über Salafisten in Deutschland. Die tun nichts. Die wollen nur spielen. Oder? Mit Dank an Thommy.

Boffins claim that Galileo was wrong
TechEye.net berichtet über die geplante, katholische Konferenz über Geozentrismus - das Weltbild, dass die Erde in den Mittelpunkt des Universums setzt. Kein Scherz. Echt. Wobei ich nicht davon ausgehe, dass die Konferenz irgendwie von den katholischen Obrigkeiten abgesegnet ist. Schließlich hat der Vatikan Galileo Galilei bereits im Jahre 1992 vergeben.

Sonntag, 26. September 2010

Zitat zum Sonntag

Es ist am Ende an der Religion das beste, dass sie Ketzer hervorruft.

- Friedrich Hebbel (1813-1863), dt. Dramatiker und Lyriker

Montag, 20. September 2010

Netztrüffel

Geht vom LHC eine Gefahr aus? Kann es z. B. zu einer Kettentreaktion kommen wie bei einer Atombombe, nur in sehr viel schlimmeren  Ausmass? Ich kann es ganz offen gesagt nicht beurteilen. Allerdings habe ich zu den "Risikoabschaetzungen" jener Physisker, die die Relativitaetstheorie für Physik halten, auch nicht das allergeringste Vertrauen.

Gefunden auf: markweger.at (via astrodicticum simplex)
 Oink! Oink!

Sonntag, 19. September 2010

Zitat zum Sonntag

Das beste Urteil, das über die Kirchen zu fällen wäre: Sie sind auch nicht besser als der Rest der Welt. Dass sie allerdings ständig so tun, als seien sie die moralisch höherwertigen Organisationen mit den besseren Menschen, dass macht sie unsympathisch.

- Ulli Schauen (1957-), dt. Journalist, Das Kirchenhasser Brevier (S. 17)

Freitag, 17. September 2010

Mittwoch, 15. September 2010

Das Kirchenhasser Brevier

Brevier (v. lat. brevis: kurz): Ein kurz gefasstes, eigenständiges Werk.

Wird der durchschnittliche Kirchenkritiker nach den Gründen für seine ablehnende Haltung gefragt, dann fallen diesem vermutlich erstmal die zahlreichen Verfehlungen der Kirchen in der Geschichte ein. Kreuzzüge, Hexenverbrennungen,  Religionskriege, Zwangsmissionierungen. Aber was ist mit den heutigen Kirchen, die durch die Aufklärung geprügelt wurden, von der Naturwissenschaft geläutert und sogar in der Demokratie christliche Ideen entdecken?

Ulli Schauen, Pfarrerssohn und Journalist, hat in seinem Buch "Das Kirchenhasser Brevier - Ein verlorener Sohn rechnet ab" mehr als genug Gründe gesammelt, auch die heutige Kirche zu hassen und tut es selbst doch nicht. Es ist jedoch der tief gähnende Abgrund zwischen Anspruch und Wirklichkeit, die die Kirchen unsympathisch machen.

Schauen bietet einen raschen Überblick über den aktuellen Einfluss der Kirchen auf die deutsche Gesellschaft. Angefangen bei den Kirchenfinanzen, über die Verwicklung von Kirche und Staat, Kirche und Militär, den bedenklichen Bekenntnisschulen und bis zu den abstoßenden Praktiken des Arbeitergebers Kirche sammelt der Autor zahlreiche Verfehlungen eben dieser.

Selbst der informierte Atheist (ich) wird auf die eine oder andere neue Information stoßen. Wusstet ihr, dass die Kirche laut des Urheberrechts (§46) ungefragt Texte, Töne und Bilder in Sammelbänder übernehmen darf? Dass ein Theologiestudent ohne besonderen Grund von der Wehr- oder Zivildienstverpflichtung ausgenommen ist (§12 Zivildienstgesetz)? Dass so mancher katholische Pfarrer , wenn er glaubt, dass aus einer Ehe nichts wird, absichtlich einen Fehler in das Trauungsritual einbaut, damit diese dann später leichter annulliert werden kann?  Dass der Staat, dank der von ihm einzutreibenden Kirchensteuer, als riesiges Inkassounternehmen für die Kirche zu betrachten ist? Ich nicht.

Wozu soll eigentlich der inter-religiöse Dialog zwischen Christen und Muslime in Deutschland dienen? Da stehen sich doch eigentlich zwei Parteien  mit unvereinbaren und unverrückbaren Glaubenswahrheiten gegenüber und diese werden sich kaum thematisch in der Mitte treffen können. Macht man sich aber bewusst, dass dem Christentum in Deutschland langsam aber sicher und stetig die Schafe davon laufen, dann dient Eintreten der christlichen Kirchen für  die "Gleichbehandlung" islamischer Gemeinschaften (Religionsunterricht) allein zur Legitimation der eigenen Sonderrechte.

Der Autor versucht gar nicht erst ein vollständiges Bild von den Kirchen in Deutschland zu zeichnen und lässt den Leser darüber auch nicht im Unklaren:
Es lohnt sich, auf bewusst einseitige Weise die durchgängig kritikwürdigen Tendenzen bei den Kirchen aufs Korn zu nehmen. (S. 11-12)
Schauen benutzt einen flotten, sachlich distanzierten Stil, der - anders als der Titel verspricht - jegliche Polemik oder Überzeichnung vermissen lässt. Beispiel gefällig?
Nichts ist dagegen zu sagen, wenn die Institution Kirche das tut, was ihr Geschäft ist: ihre Mitglieder zu versammeln und zu versorgen, ehrenamtliche Arbeit zu organisieren, gute Werke zu tun, ihre Meinung zu Gesellschaft und Politik zu sagen und auch zu missionieren und neue Mitglieder zu werden. Doch wie sie es tun und welche negativen Auswirkungen es hat, das gibt Anlass zu Aufregung. (S. 11)
Wer hier Hass entdeckt, sollte an seinem Leseverständnis arbeiten. Der Titel dürfte vielmehr als ironische Vorwegnahme kritischer, weil kirchenliebender Stimmen sein. Und genau hier habe ich meinem größten Kritikpunkt. Für den Außenseiter in Sachen Religionskritik und damit für das Gros potentieller Käufer wird diese Ironie sicherlich nicht erkennbar sein.

Die im Buch beschriebenen Sachlagen sind mehr als ausreichend mit Quellen belegt, wobei die Angabe eben dieser durchaus nicht immer besonders hilfreich ist. Der Hinweis auf spiegel.de erscheint mir doch allzu grob, wenn ich nochmal nachlesen will, dass die damalige hessische Kultusministerin Karin Wolff die Schöpfungsgeschichte in den Biologieunterricht einbauen wollte. Glücklicherweise hat der Autor dieses Problem erkannt und bietet auf kirchenhasser.de eine ausführliche Quellenangabe - deep links inklusive. Außerdem: Stichwortverzeichnis fehlt. Gleiches gilt für das zwar nicht im Buch, aber auf der Homepage enthaltene Stichwortverzeichnis.

Insgesamt ist dem Autor eine empfehlenswerte Einführung in das Thema Kirchenkritik gelungen, die sowohl durch ihre Aktualität als auch durch ihren mehr als lesbaren Stil besticht. Hoffentlich verschreckt der Titel nicht allzu viele Käufer...

Dienstag, 14. September 2010

Montag, 13. September 2010

Brauchen wir Peter Hahne?

Sehr geehrter Herr Hahne,

mit einiger Belustigung habe ich ihre aktuelle BamS-Kolumne unter der Überschrift "Brauchen wir Gott, um uns die Welt zu erklären?" gelesen. Sie nehmen Stephen Hawkins neues Buch zum Anlass, um über die "spannende" Debatte über Gottes Existenz zu berichten. Leider wird rasch klar, dass sie sich selbst offenbar eher seltener an der Debatte beteiligen. Anders scheint mir ihre Verzerrung wohlbekannter Fakten und ihre Benutzung von schon tausendmal widerlegten Argumenten nicht zu erklären zu sein.

Meine Kritikpunkte im einzelnen.
Schließlich hat der durch ein ADS-Nervenleiden gelähmte Professor [...]
Hawkings leidet an Amyotrophe Lateralsklerose, abgekürzt ALS. ADS ist hingegen eine Krankheit, die die Fähigkeit Wikipedia zu benutzen, beträchtlich einschränkt.
Kaum hat nämlich Stephen Hawking seine These vom überflüssigen Schöpfergott veröffentlicht, melden sich renommierte Naturwissenschaftler in Zeitungskommentaren mit Gegenargumenten. [...] Der bekannte Oxforder Mathematiker John Lennox antwortete seinem Professoren-Kollegen [...]
Über die Kategorisierung der Mathematik in Bezug auf andere Wissenschaften kann man durchaus kontrovers diskutieren. Sie ist aber mit Sicherheit keine Naturwissenschaft, weil sich mathematische Aussagen eben nicht messen lassen. Vielmehr werden mathematische Konzepte für die Interpretation von Messungen benutzt.
Wenn der Astrophysiker Hawking nun behauptet, das Universum sei durch die Existenz von Schwerkraft zwangsläufig entstanden, so stelle sich zumindest die Frage, wie denn die Schwerkraft entstanden sei.
Und die Frage, wie Gott entstanden sei, stellt sich nicht? Hier fallen sie und Lennox implizit auf systematische, evolutionär gewachsene Wahrnehmungsfehler herein. Führt man eine Begründung auf ein intentional handelndes Wesen statt auf ein abstraktes Konzept zurück, dann mag das psychologisch gesehen eine befriedigendere Antwort sein. Trotzdem regnet es einfach, ohne das es ein Regenmacher geben würde.
Es sollte dem großen Denker Hawking zu denken geben, dass sein großes Idol, der Geistesgigant Albert Einstein, der Begründer der Relativitätstheorie, ein an Gott glaubender Jude war.
Mit viel Liebe und großem guten Willen, kann man ihnen hier nicht vorwerfen, faktisch falsch zu liegen. Sicherlich war Einstein Jude und vielleicht hat er auch an einen pantheistischen Gott geglaubt. Er hat aber im Gegensatz zu dem, wie ihre Aussage fast nur verstanden werden kann, nicht an den jüdischen Gott geglaubt. 

Einstein in einem Brief 1954: "Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und ich habe dies niemals geleugnet, sondern habe es deutlich ausgesprochen."

Für dieses Getrampel auf der intellektuelle Redlichkeit sollten Sie sich schämen.

Desweiteren bemühen Sie hier schlicht den logischen Fehlschluss des Arguments von der Autorität. In der Kirche mag dieses ja ein gültiges Argument sein, in einer "tiefgründigen und ernsthaften" Diskussion ist es das nicht.
Für unzählige Nobelpreisträger waren und sind Glauben und Denken keine Gegensätze.
Gläubige sind unter den Nobelpreisträgern gemessen an der durchschnittlichen Bevölkerung deutlich unterepräsentiert. Nicht nur, aber auch durch die Nutzung des eigenen Verstandes kann man seinen Glauben nämlich überwinden.

Wieviele meinen sie eigentlich mit unzählige? Der Nobelpreis wurde bisher an weniger als 900 Personen vergeben, wovon die wenigsten gläubig waren. Können Sie nicht bis 900 zählen?
Ich muss Gott nicht beweisen [...]
Die Gotteshypothese ist eine positive Existenzaussage und damit liegt die Beweispflicht sehr wohl bei Ihnen. Oder glauben Sie mir, dass Sie mir 1000€ schulden?

Sollten Sie tatsächlich an einer "ernsthaften und tiefsinnigen" Diskussion interessiert sein, dann lade ich Sie herzlich ein auf diese EMail zu antworten oder sich auf einschlägige Blogs sehen zu lassen. Wenn wir auch kaum zu einem Konsens gelangen werden, dann könnten wir doch wenigstens falsche Bilder der Gegenseite beseitigen und damit die Diskussion von unnötigem Ballast befreien.

Mit freundlichen Grüßen,

Peter Modregger.


Dem Angebot auf der BamS-Seite folgend, habe ich diese Email (hier einer leicht überarbeiteten Version) an Herrn Hahne geschickt. Überraschenderweise bekam ich auch rund 45 Minuten später eine Antwort:
This person is currently on vacation
Was soll man dazu sagen?



Ich bedanke mich bei bildblog.de für die Verlinkung dieses Beitrages.

Netztrüffel

Kurz gesagt: Raum und Zeit sind Eigenschaften von Masse und ergeben sich durch Masse und Geschwindigkeit. Wie Einstein auch schon herausgefunden hat. Energie als dipolares Wechselprinzip ist die Grundlage von Masse und so wird Masse durch Energie erzeugt. Der Urknall ist falsch, da nicht jede Masse zur selben Zeit entstand.
Gefunden hier: jesus.de
Oink! Oink!

Sonntag, 12. September 2010

Zitat zum Sonntag

Theologen können durch ihre Lehren den Glauben mehr gefährden als Atheisten.

- Otto Heuschele (1900-1996), dt. Schriftsteller

Samstag, 11. September 2010

Zweifeln am Zweifeln

Ein Gastbeitrag von Hinterfragerin.



Die ZEIT vom 9. September 2010 versprach, in der Rubrik „Glauben & Zweifeln“ und unter dem Thema "Was glauben Atheisten?" werde - endlich einmal! - mit „Vorurteilen“ gegenüber Atheisten „aufgeräumt“. Leider wurden eben jene jedoch in zumindest einem der Artikel reichlich bedient: In Reiner Luykens "Ja! Ohne Amen. Die Humanistische Gesellschaft Schottlands lockt immer mehr Menschen mit quasireligiösen Ritualen".

Ich habe nichts gegen eine kritische Auseinandersetzung mit weltanschaulichen Fragen. Ich empfinde Argumente, die mein Weltverständnis in Frage stellen, als willkommene Denkanstösse. Doch besteht meines Erachtens ein Unterschied zwischen wohlbegründeter Kritik und herablassender, intellektuell unredlicher Polemik.

Luyken vermittelt seine Meinung, dass der „Humanismus“ bzw. der Atheismus nur „der letzte Schrei“ sei, ein „Glaubensbekenntnis wie jedes andere“, vor allem durch unterschwellige Herabsetzung. Da klingen die einleitenden Worte einer humanistischen Hochzeit „gestelzt, wie eine Lebensmittelverordnung“. Humanismus, die „organisierte Abwendung von Gott“ (bereits diese Formulierung impliziert die Existenz dieses Gottes!), wird banalisierend als der naive „Glauben an die angeborene Güte des Menschen“ definiert.

Schon ein kurzer Blick auf die Homepage eines humanistischen Verbandes oder in die Texte des von ihm sogar zitierten Philosophen A.C. Grayling hätte offenbart, dass „das“ humanistische Selbstverständnis sehr viel reflexiver ist. Der Autor beweist entweder eine mangelnde Auseinandersetzung mit „dem“ zeitgenössischen atheistischen Humanismus oder stellt diesen absichtlich verkürzt und verfälscht dar, wenn er zu dem Schluß kommt: „Doch Hedonismus reicht nicht aus, wenn es um große Lebensriten geht“.

Besonders deutlich wird Luyken im abschließenden Teil des Artikels: „So muss die Sprache des Glaubens in der sinnentleerten Welt des bürgerlichen Atheismus als Ersatz herhalten“. Der Humanismus könne „profunde emotionale Bedürfnisse des Menschen“ nicht „stillen“. Luyken aktualisiert hier gleich zwei verbreitete Vorurteile gegenüber Atheisten: Dass für diese das Leben sinnlos sei, und dass Erfahrungen, die über das Rationale hinausgehen, allein dem religiösen Denken zuzuordnen und diesen deshalb unzugänglich seien.

Menschen zu unterstellen, ihre Welt sei „sinnentleert“ ist völlig absurd, weil „Sinn“ eine subjektive Kategorie ist. Und die Begriffshoheit über Ausdrücke wie "Seele" für die Religionen zu reklamieren ist ebenso absurd: In der modernen Alltagssprache wird mit Seele längst nicht mehr nur auf jene Art ‚Geist in der Maschine‘ referiert, die das Christentum mit diesem Begriff benennt.

Als er auf humanistische Bestattungen zu sprechen kommt wird aus Luykens Ablehnung regelrechte Boshaftigkeit:

„Die Trauergäste inspizieren insgeheim die Fingernägel, starren zur Decke und warten ungeduldig auf das Ende. Es fehlt jede tiefere Auseinandersetzung mit dem Tod. Wo kein Sinn ist, wäre es allerdings auch absurd, einen Sinn zu suchen. Darum kippen diese Feiern oft ins Komische um“.

Ich gestehe, dass der Eindruck einer fehlenden Auseinandersetzung mit dem Tod und einer gewissen Absurdität sich bei mir als Atheistin und Humanistin teilweise während religiöser Bestattungsrituale aufdrängt. Doch bin ich der Empathie fähig und respektiere den Umgang anderer Menschen mit der Endlichkeit des Lebens. Luykens Formulierungen hingegen unterstellen „den Humanisten“ generalisierend sowohl mangelnde Reflexivität bezüglich der „letzten Dinge“ als auch – impliziter – fehlende emotionale Anteilnahme.

Man gehe einmal für einen Moment von der Prämisse des Autors aus, „der Atheismus“ sei ein „Glauben wie jeder andere“. Und dann stelle man sich vor, es würde auf vier Seiten das Thema „Was glauben Juden?“ behandelt. Auch eine „Konfession“ wie „jede andere“. In einem der Artikel würde in ähnlichen Worten beschrieben, dass die Bestattungsrituale "der" Juden gerne mal „ins Komische“ umkippen. Egal welche Religion man auch an die Stelle des Judentums setzt - den Proteststurm möchte ich mir nicht vorstellen!

Bitte, ich möchte nicht mißverstanden werden: Genauso wenig, wie ich einen „Bestandsschutz“ für die Glaubensinhalte verschiedenster Religionen für richtig erachte, stört mich Kritik an meinen eigenen Überzeugungen. Selbst wenn sie polemisch ist. Nur wäre es schön, wenn man sich tatsächlich mit diesen Überzeugungen auseinandersetzen würde – und nicht mit entstellten „Strohmännern“. Und wenn man bei aller Ablehnung dabei intellektuell redlich vorgehen würde.

War es zuviel verlangt, einmal wirklich mit „Vorurteilen aufzuräumen“, statt sie so offensichtlich zur Basis eines Artikels zu machen? Anscheinend. Und eine inhaltliche Auseinandersetzung ist offensichtlich unerwünscht. Denn auf eine Zuschrift hin, in der sich größtenteils die hier dargelegten Kritikpunkte fanden, antwortete der Autor mit folgender Mail:

„Ich kann ja verstehen, dass Sie die vier Seiten Atheismus als kuscheliges Forum für Konfessionsmitglieder genießen wollten. Aber würden Sie sich ebenso wünschen, in einem vierseitigen Titel zum Thema, sagen wir, Katholizismus, nur katholische Stimmen zu vernehmen?"

Buchreligionen zusammengefasst


Ein r/atheism Fundstück. Don't burn it or I kick the motherfucking shit out of you.

Freitag, 10. September 2010

Die Ahnungslosigkeit alter Atheisten

Nachdem ich mich gestern fälschlicherweise auf den Zeit-Redakteur Gero von Randow gestürzt habe, möchte ich das heute richtigerweise tun. Dabei beziehe ich mich auf seinen Artikel "Diesseits von Gut und Böse" aus der Zeitausgabe vom 9. September 2010 (nicht online verfügbar jetzt doch online). Tatsächlich glaube ich, dass von Randow einen der besten Artikel über das Thema "Atheismus" geschrieben hat, die die Zeit bisher veröffentlicht hat - soll heißen: Prädikat mittelprächtig.

Augenscheinlich ist von Randow ein zutiefst philosophisch geprägter Atheist und stellt das implizit, aber unmissverständlich klar:
[Houellbecq] stellt empirisch fest, dass er und seinesgleichen Liebe und Mitleid empfinden und den Forderungen der Moral Folge leisten. Viel Sicherheit gibt das nicht.
Was könnte denn mehr Sicherheit geben als die Empirik? Eine saubere, formallogische Ableitung aus beliebig gesetzten Prämissen? Die Hoffnung auf eine axiomenfreie Begründung der Moral ala Descartes? Vielmehr lässt von Randow hier die Gelegenheit aus, Empirik zu benutzen, die, soweit mich mein Gedächnis nicht trügt, aussagt, dass moralischer Zweifler moralischer handeln als moralisch Festgläubige. Weiter.
Gläubige und Ungläubige sind füreinander bis heute ein provozierendes Rätsel.
Wenn man die Resultate der empirische Psychologie der letzten Jahre nicht kennt, dann mag man als Philo-Atheist tatsächlich wie der ungläubige Ochse vor dem gläubigen Berg stehen. Kann man allerdings etwas mit den Begriffen „Hyperaktive Mustererkennung“, „Hyperaktives Agentenerkennungsmodul“, „Dualistisches Denken“, „Theory of Mind“, „Authoritätshörigkeit“ und „Evolutionstheorie“ anfangen, dann verschwindet der Unglaube ob des Glaubes seines Gegenübers. (Übrigens fragt man sich dann, warum man eigentlich selber Atheist ist).
[Der Ungläubige] muss auch nicht wie Karl Marx die Gesellschaft dergestalt verändern wollen, dass die Frage nach Gott überflüssig wird.
In diesem Satz brennt das aus dem rein philosophischen Ansatz resultierende Unwissen wie Sperma im Auge. Einer der wichtigsten Einflüsse auf den Glauben, mein lieber Herr von, ist die persönlich empfundenen Unsicherheit. Je unsicherer man sich fühlt, desto eher neigt man dazu Muster, Agenten und kausale Verbindungen zu erkennen, wo keine sind und desto eher neigt man zum Glaube.

Deswegen ist dieser gerade in den unsicheren, weniger entwickelten Ländern verbreitet. (Oh bitte, versuche keiner eine Widerlegung dieser Korrelation mit ein oder zwei Gegenbeispielen; mit dieser Taktik sind schon Zeit-Kollegen Özlem Topcu und Bernd Ulrich beim Sarrazin-Interview glorreich gescheitert.) Tatsächlich kann die Verbreitung der Ungläubigkeit in einer Gesellschaft als (implizites) Maß für den Erfolg eben dieser genommen werden. Siehe Gregory S. Paul: "Cross-National Correlations of Quantifiable Societal Health with Popular Religiosity and Secularism in the Prosperous Democracies" (lesbares pdf ohne Abbildungen).

Sprich: Wir sollten für eine Gesellschaft sorgen, in dem die Frage nach Gott überflüssig wird – nur eben nicht so, wie sich das Marx vorgestellt hat. Das Ziel dabei ist allerdings nicht die Religion abzuschaffen, sondern eine gerechte, offene und sichere Gesellschaft aufzubauen. Der Glaube verschwindet dann von ganz alleine (und die aufgeklärten Christen werden uns dabei helfen).
Wohl nicht zuletzt deswegen wird dem Atheisten oft vorgehalten, auch er habe einen Glauben: daran eben, dass es Gott nicht gibt. [usw. usf.]
Sollte man gegen diesen wohlbekannten Vorwurf nicht schlicht die Definition des Atheismus entgegen setzen? Ein Atheist ist ein Mensch, der auf die Frage, ob er an einen Gott glaubt, mit „Nein“ antwortet. Damit ist der Atheismus so sehr ein Glaube, wie das berühmte Nichtbriefmarkensammeln ein Hobby ist. Eine solche Herangehensweise würde so manchen unnützen Schlenker im Artikel vermeiden und Platz für vielleicht etwas anderes schaffen. Sagenwirmal….
Der Gläubige macht eine positive Existenzaussage und deswegen liegt die Beweislast bei ihm. Dieser Verpflichtung ist aber bisher kein Gläubiger nachgekommen und deswegen müssten sämtliche Gläubige an unsichtbare, lila Einhörner glauben, wenn sie denn konsistent wären.
Zu unwichtig was? Und zum Schluss:
Die mathematische Logik kennt immerhin unbeweisbare Sätze, deren Wahrheit feststeht. Sie hat sogar bewiesen, dass solche Sätze existieren.
Fährt da jemand Gödel als Geschütz auf und das auch leider noch falsch? Dass der arme Gödel auch immer für so einen Quark herhalten muss. Die Wahrheit von prinzipiell unentscheidbaren Aussagen steht nämlich nicht fest. Sie sind unentscheidbar. Mann, wo sind Mäuse? Ich muss was melken.

Ansonsten: Kein schlechter Artikel!