Freitag, 30. Juli 2010

Mittwoch, 28. Juli 2010

Dienstag, 27. Juli 2010

Logische Fehlschlüsse (14) - Argument von der Autorität

Beschreibung: Eine These wird mit dem Hinweis begründet, dass eine herausragende Persönlichkeit oder ein vermeintlicher Experte diese These teile.

Logische Struktur: A ist wahr, weil X sagt, dass A wahr sei.

Beispiel: "Isaac Newton war Christ." Oder "Sogar der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling war von der krebsvorbeugenden Wirkung hoher Vitamin C-Dosen überzeugt.*"

Beim Argument von der Autorität schwingt fast immer ein Vorwurf der Arroganz mit. So folgt nach der Berufung auf die Autorität - ausgesprochen oder verschwiegen - die Frage: "Willst Du wirklich behaupten, dass Du intelligenter als Newton seist?" Dabei wird der beschworenen Autorität implizit unterstellt, dass sie rationale Gründe für ihre Glaubensposition habe. Diese sind dann aber auf Nachfrage bedauerlicherweise nicht bekannt. Aber es gibt sie. Vertrau mir!

Bekanntlicherweise vertrete ich die These, dass sich das geistige Leben  mancher Gläubiger ungemütlich Nahe am Rande des Diagnostizierbaren bewegt. In diesem Lichte betrachtet, wird die Berufung der theistischen Grenzgänger zu mindestens nachvollziehbar. Unterstellt man  diesem nämlich ein gewisses Bewusstsein für seine Situation, dann soll die Berufung auf die Autorität vom (Selbst-)Vorwurf der Verrücktheit befreien. Und zwar in etwa so: "Genau wie Newton bin ich gläubig. Newton war nicht verrückt und deswegen bin ich auch nicht verrückt."

Wieso häufig versucht auch dieser logische Fehlschluss ein durchaus redliches Argument nachzuahmen. In manchen Diskussionen ist der Bezug auf Expertenaussagen, wissenschaftlichen Konsens (Klimaerwärmung) oder persönlich nicht überprüften Fakten (Fossiliendatierung) unvermeidlich. Zwar existiert Dank der prinzipiellen Überprüfbarkeit ein fundamentaler Unterschied zum autoritären Fehlschluss, aber die Grenzen sind sicherlich fließend. Man kann sich allerdings sicher sein, das Argument von der Autorität vor sich zu haben, wenn die berufene Autorität eben kein Experte für das betrachtete Thema ist. Newton war z.B. ein Fachmann für Mathematik, Physik und Alchemie, aber mit Sicherheit kein Experte für Gläubigkeit.



* Nein, das ist leider kein Scherz. Pauling, der erst den Nobelpreis in Chemie und einige Jahre später den Friedensnobelpreis bekam, wandte sich nach diesen Erfolgen bedauerlicherweise der Medizin zu. Hier glaubte er in Vitamin C ein Allheilmittel gefunden zu haben. Das ist mal ein Beispiel für Ignoranz auf Nobelpreisträger-Niveau.

Sonntag, 25. Juli 2010

Zitat zum Sonntag

Neulich dachte ich darüber nach, warum die Leute die Bibel öfter lesen, wenn älter sie werden. Dann dämmert es mir: Die pauken für ihre Abschlussprüfung!
- George Carlin (1937-2008), US-amerikanischer Komiker

 (Mit Dank an robi_san)

Samstag, 24. Juli 2010

Freitag, 23. Juli 2010

Mittwoch, 21. Juli 2010

Ketzer 2.0 - Folge 10


Dürfen vegetarische Katholiken verzauberte Oblaten essen? Welche Zivilisation stellt die größte Bedrohung für die Menschenwürde dar? Wie benutzt man die Aussagen des Theologen Robert Spaemann um zur Wahrheit zu gelangen? Gibt es ohne Gott etwas zu lachen? Fragen die in der zehnten Folge des Podcast für gottlose Gedanken zum Leben beantwortet werden. Höre! Lade! Abo!

Dienstag, 20. Juli 2010

Der Unterschied ist...


...dass das nicht passiert.

Obwohl... keine schlechte Idee. Denn laut dem Eurobarometer von 2005 stimmten nur 69% der Deutschen der Aussage "Menschen haben sich aus früheren Spezies entwickelt" zu. Im Vergleich zu Island (85%) muss man sich ja wirklich schämen. Noch trauriger ist die Situation in der Schweiz (62%) und in Österreich (57%). Den Vogel schießt aber dann die Türkei ab: Gerade mal 27% der Türken akzeptieren die Evolutionstheorie.

Sonntag, 18. Juli 2010

Zitat zum Sonntag

Ein männlicher Fötus wird nach 40 Tagen, ein weiblicher nach 80 Tagen ein Mensch. Mädchen entstehen durch schadhaften Samen oder feuchte Winde.
- Thomas von Aquin (1225-1274), Kirchenlehrer

Montag, 12. Juli 2010

Der allerletzte Gottesbeweis

Das Wort geht an Kardinal Meisner, Erzkonservativbischof von Köln.
Bei einem Zölibatär muss man immer sagen: Entweder ist der verrückt, oder es gibt Gott. Eine andere Alternative gibt es nicht. Und wenn die Menschen feststellen, der ist nicht verrückt, dann muss es Gott geben. Überzeugend gelebt ist der Zölibat immer noch der schlagendste Gottesbeweis.

Wer nun laut lacht, dürfte dieses zu Recht tun. Man sollte allerdings nicht missachten, wie genial dieses Argument eigentlich ist. Der intendierte Adressat ist nämlich mit Sicherheit nicht der lachende Atheist sondern vielmehr der Katholik, der gerade an der Sinnhaftigkeit des Zölibats zweifelt. Von denen gibt es gerade mehr als genug und diese sind auch mit dem Argument „Heiliger oder Verrückter“ hinreichend gut vertraut.

Gemäß der sehr speziellen Logik des Kardinals würde ein katholischer Zölibatzweifler indirekt Gottes Existenz widerlegen. Und genau das scheint mir die Intention des Komischhutträgers zu sein. Er will den aufmüpfigen Katholiken vor die Wahl stellen: Bist Du für Gott oder für die Abschaffung des Zölibats?

Das Ganze funktioniert natürlich überhaupt nur, weil logische Fehlschlüsse (hier: falsche Dichotomie) in der Theologie offenbar statthafte Argumente sind – oder M. hofft, dass seine Schäfchen zu dumm oder zu unaufmerksam sind, diesen logischen Fehlschluss als solchen zu erkennen.



Übrigens ist Meisner auch froh über die Kindesmisshandlungen, denn
[...] dort, wo es um die Heiligung der Priester geht, sofort auch der Diabolos, der Durcheinanderbringer, die Gegenposition einnimmt – der dem Reich Gottes am Ende aber auch nur dienen kann. So ist es nun auch nur gut, dass diese Untaten endlich ans Licht gekommen sind.
Wie sagte der gute, alte Mephistopheles doch so schön? "Ich bin Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft." Solange es der Annäherung zum Reich Gottes dient, kann man auch in Kindesmisshandlungen etwas Gutes sehen. Ich hoffe, dass die im Kölner Dom bei den nächsten Messen nicht mehr den Klingelbeutel rumgehen lassen - besser geeignet wären Kotztüten.

Ketzer 2.0 - Folge 11


Der Podcast für gottlose Gedanken zum Leben war diesesmal so schnell, dass wir uns selbst überholt haben. Folge 11 gibt es nämlich vor der zehnten. So aktuell waren wir noch nie! In dieser Folge ruft der Papst höchstpersönlich an und klärt uns darüber auf, dass es gerade in den Wüsten der säkularisierten Welt Durst nach Gott gäbe. Wer herausfinden will, ob wir dieser Auffassung zustimmen, sollte hören, runterladen, abonnieren!

Sonntag, 11. Juli 2010

Zitat zum Sonntag

Religionen sind Fertighäuser für arme Seelen.
- Karlheinz Deschner, dt. Kirchenhistoriker

Donnerstag, 8. Juli 2010

Wissenschaft vs. Überzeugung

Ein Politiker besucht eine wissenschaftliche Konferenz. Interessiert hört er den Vorträgen und den sich anschließenden Diskussionen zu. Im Laufe des Tages wirkt er jedoch zunehmend irritierter. Während einer Kaffeepause spricht er dann einen der Teilnehmer an: "Also ihr Wissenschaftler seid schon ein komisches Völkchen. Fakten haben ja tatsächlich einen Einfluss auf eure Meinung!"


Was passiert wohl, wenn eine starke, innere Überzeugung auf einen ihr widersprechenden, wissenschaftlichen Fakt trifft? Hat der Fakt einen Einfluss auf die Meinung und kann er diese vielleicht sogar ändern? Triumphiert die Wahrheit über die Überzeugung?

Selbst dem Neuling in der wunderbaren Welt der Diskussion dürften sich die Antworten auf diese Fragen nahezu aufdrängen. Aber halt! Fallen wir nicht auf unsere  bizarren und schmerzhaften Erfahrungen herein und abstrahieren von diesen auf eine allgemeingültige Regel. Das wäre ja bloß ein anekdotischer Beleg. Gehen wir diese Frage lieber wissenschaftlich an.

So wie es Geoffrey Munro von der Towson University in Maryland (USA) in einer vor kurzem veröffentlichten Studie gemacht hat und worüber dann Tom Rees auf  Epiphenom und

Der Grund dafür ist einleuchtend. In Schritt Eins hatten die Probanden gelernt, dass die Wissenschaft offenbar manche Themen nicht behandeln kann (These der wissenschaftlichen Impotenz) und in Schritt Zwei wurde diese Impotenz dann auf andere Themen erweitert.

Wenn man also einen Menschen mit seinen Überzeugungen widersprechenden, wissenschaftlichen Fakten konfrontiert, ändert dieser nicht seine Überzeugung, sondern zweifelt erst an der Anwendbarkeit der wissenschaftlichen Methode auf dieses spezielle Thema. Um allerdings nicht (vor sich selbst) als Mensch mit willkürlichen Maßstäben dazustehen, muss er dann an der wissenschaftlichen Methode an sich zweifeln!



Offenbar kann man sich von der vielleicht noch aus Gründen der verzweifelten Hoffnung gehegten Vorstellung, dass am Ende dann doch die Wahrheit siegen wird, verabschieden. Was bedeutet das jedoch für diejenigen, die ein naturwissenschaftliches Weltbild gerade auch gegen den Aberglauben von der Religion bis zur Esoterik propagieren? Erweisen wir der Akzeptanz der Wissenschaft in der Gesellschaft einen Bärendienst? Sollten wir unsere Strategie anpassen? Aber wie? Was bliebe noch übrig?

Dienstag, 6. Juli 2010

Sonntag, 4. Juli 2010

Zitat zum Sonntag

Die moderne Theologie ist die Schminke auf den erbleichenden Wangen des Christentums der Gegenwart und darum nur ein Symptom des Alterns.
- Franz Camille Overbeck (1837-1905), Kirchenhistoriker und evangelischer Theologe

Donnerstag, 1. Juli 2010

Frohe Botschaft: Laizisten bei der SPD

Arbeitskreise und -gemeinschaften in einer Partei sollen die fachspezifische Speerspitze einer solchen bilden. Neben allerlei Relevantem (Arbeit, Wirtschaft, Sport) hat natürlich auch hier das Christentum seine Finger bis zur Schulter im Matsch.

So trägt zwar die CDU/CSU das Buzzwort "christlich" bereits im Namen, aber trotzdem gibt es noch einen gesonderten Evangelischen Arbeitskreis (Motto: Brücken bauen zwischen Kirche und Politik - würg), einen Arbeitskreis Engagierter Katholiken in der CDU (engagiert!) und den wohl besser bekannten Kardinal-Höffner-Kreis, der sich auf Bischof Höffner beruft, welcher 1985 wiederrum in der damaligen Unwissenheit über AIDS göttliche Vorhersehung erkannte.

Natürlich gibt es auch in der SPD einen Arbeitskreis Christinnen und Christen und sogar einen Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Auch darf ein christlicher Zusammenschluss in der FDP Bundestagsfraktion nicht fehlen und was die FDP kann, können die Grünen schon lange: Christinnen und Christen bei Bündnis 90/Die Grünen. Ja, selbst DIE LINKE - man mag es nicht für möglich halten - besitzt eine AG Christinnen und Christen.

Die Liste ist mit Sicherheit unvollständig, aber bei der Recherche wurde mir schon schlecht genug...

Aber zurück zur frohen Botschaft. Vor einigen Tagen tagte der Gründungsausschuss des neu formierten Arbeitskreises der Laizisten in der SPD. Getreu ihres Namens treten diese für eine strickte Trennung zwischen Kirche und Staat ein. Zu ihren Zielen gehören:
  • Weltanschauliche Neutralität des Staates, worunter auch der Verbot der staatlichen Zurschaustellung religiöser Symbole in öffentlichen Gebäuden fällt.
  • Weltanschauliche Neutralität im Schulwesen, speziell die Abschaffung des konfessionsgebundenen Religionsunterricht als ordentliches Schulfach.
  • Ablösung der außerordentlichen und verfassungswidrigen Staatsleistungen an die Kirchen (Bezahlung der Bischofsgehälter).
  • Abschaffung der Rechtsprivilegien der Kirchen und effektive rechtliche Gleichstellung religiöser Gemeinschaften mit Vereinen (übrigens bliebe die steuerliche Absetzbarkeit des Kirchenmitgliedsbeitrages erhalten).
  • Beendigung der staatlichen Bezahlung der konfessionsgebundenen Ausbildung der Theologen.
  • Streichung der religiösen Ausnahmeregelungen im Arbeitnehmerrecht - insbesondere der Paragraph §9 im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sei hier erwähnt.
  • Abschaffung der staatlich finanzierten Militärseelsorge.
Diese Ziele sind zur Zeit vorläufiger Natur und werden bei der ordentlichen Gründungssitzung im Herbst dieses Jahres sicherlich noch einmal überarbeitet. Ich hoffe allerdings, dass sich die Überarbeitung in Grenzen hält. Denn, um es mit Kermit dem Frosch zu sagen: Applaus! Applaus! Applaaaaaaaaaaaaaaaaaaaus!



Um möglichen Anschuldigungen zuvor zu kommen, sei mir noch ein kurzes post scriptum zugestanden. Mit der negativ konnotierten Auflistung all der hübschen christlichen Arbeitskreise in den Parteien wollte ich mitnichten, ihre Existenzberechtigung in Frage stellen. Natürlich dürfen die Christen auch in den Parteien der Herdenbildung frönen. Der offensichtlich umfassende Einfluss der Christenheit auf die Politik muss mir aber noch lange nicht gefallen.