Donnerstag, 1. Juli 2010

Frohe Botschaft: Laizisten bei der SPD

Arbeitskreise und -gemeinschaften in einer Partei sollen die fachspezifische Speerspitze einer solchen bilden. Neben allerlei Relevantem (Arbeit, Wirtschaft, Sport) hat natürlich auch hier das Christentum seine Finger bis zur Schulter im Matsch.

So trägt zwar die CDU/CSU das Buzzwort "christlich" bereits im Namen, aber trotzdem gibt es noch einen gesonderten Evangelischen Arbeitskreis (Motto: Brücken bauen zwischen Kirche und Politik - würg), einen Arbeitskreis Engagierter Katholiken in der CDU (engagiert!) und den wohl besser bekannten Kardinal-Höffner-Kreis, der sich auf Bischof Höffner beruft, welcher 1985 wiederrum in der damaligen Unwissenheit über AIDS göttliche Vorhersehung erkannte.

Natürlich gibt es auch in der SPD einen Arbeitskreis Christinnen und Christen und sogar einen Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Auch darf ein christlicher Zusammenschluss in der FDP Bundestagsfraktion nicht fehlen und was die FDP kann, können die Grünen schon lange: Christinnen und Christen bei Bündnis 90/Die Grünen. Ja, selbst DIE LINKE - man mag es nicht für möglich halten - besitzt eine AG Christinnen und Christen.

Die Liste ist mit Sicherheit unvollständig, aber bei der Recherche wurde mir schon schlecht genug...

Aber zurück zur frohen Botschaft. Vor einigen Tagen tagte der Gründungsausschuss des neu formierten Arbeitskreises der Laizisten in der SPD. Getreu ihres Namens treten diese für eine strickte Trennung zwischen Kirche und Staat ein. Zu ihren Zielen gehören:
  • Weltanschauliche Neutralität des Staates, worunter auch der Verbot der staatlichen Zurschaustellung religiöser Symbole in öffentlichen Gebäuden fällt.
  • Weltanschauliche Neutralität im Schulwesen, speziell die Abschaffung des konfessionsgebundenen Religionsunterricht als ordentliches Schulfach.
  • Ablösung der außerordentlichen und verfassungswidrigen Staatsleistungen an die Kirchen (Bezahlung der Bischofsgehälter).
  • Abschaffung der Rechtsprivilegien der Kirchen und effektive rechtliche Gleichstellung religiöser Gemeinschaften mit Vereinen (übrigens bliebe die steuerliche Absetzbarkeit des Kirchenmitgliedsbeitrages erhalten).
  • Beendigung der staatlichen Bezahlung der konfessionsgebundenen Ausbildung der Theologen.
  • Streichung der religiösen Ausnahmeregelungen im Arbeitnehmerrecht - insbesondere der Paragraph §9 im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sei hier erwähnt.
  • Abschaffung der staatlich finanzierten Militärseelsorge.
Diese Ziele sind zur Zeit vorläufiger Natur und werden bei der ordentlichen Gründungssitzung im Herbst dieses Jahres sicherlich noch einmal überarbeitet. Ich hoffe allerdings, dass sich die Überarbeitung in Grenzen hält. Denn, um es mit Kermit dem Frosch zu sagen: Applaus! Applaus! Applaaaaaaaaaaaaaaaaaaaus!



Um möglichen Anschuldigungen zuvor zu kommen, sei mir noch ein kurzes post scriptum zugestanden. Mit der negativ konnotierten Auflistung all der hübschen christlichen Arbeitskreise in den Parteien wollte ich mitnichten, ihre Existenzberechtigung in Frage stellen. Natürlich dürfen die Christen auch in den Parteien der Herdenbildung frönen. Der offensichtlich umfassende Einfluss der Christenheit auf die Politik muss mir aber noch lange nicht gefallen.