Beschreibung: Eine These wird als wahr
betrachtet, weil sich korrespondierende Beispiele in der Natur finden
lassen.
Logische Struktur: A kommt in der Natur
vor, deswegen ist A wahr/erstrebenswert.
Beispiel: „Monogamie ist natürlich
und daher der einzig richtige Weg.“ oder „Menschen sind
biologisch gesehen Allesfresser und deswegen ist Fleischkonsum
moralisch gerechtfertigt.“
Der naturalistische Fehlschluss wird
fast ausschließlich bemüht, um Handlungsweisen moralisch zu
bewerten. Selbstverständlich übersieht der Benutzer dieses
Fehlschlusses vollkommen, dass uns die Natur nicht vorschreibt, wie
wir zu leben haben. Vielmehr können (und müssen) wir selbst
bestimmen, nach welchen Gesetzen und mit welchen Umgangsformen wir
leben wollen.
Die wohl abartigste Variante des
naturalistischen Fehlschlusses ist es, diesen zu einer gesamten
Ideologie namens Sozialdarwinismus auszubauen. Dieser behauptet
nämlich, dass wir in einer Kultur des „survival of the fittest“
leben und zu leben haben. Denn was in der Zoologie richtig ist, muss
auch in der Politik wahr sein.
Im Gegensatz zum Sozialdarwinismus wird
es allerdings lustig, wenn sich der naturalistische Fehlschließer
auf kontrafaktische Naturbeobachtungen beruft. So ist zum Beispiel
Homosexualität nicht unnatürlich, sondern im Gegenteil sehr weit
verbreitet. Nach meiner dunklen Erinnerung an eine Episode des skeptics guide to the universe kommt Homosexualität bei 99% aller
Tierarten vor.