Im Kampf zwischen Wissen und religiöser Beliebigkeit müssen wir uns eines deutlich vor Augen führen. Auch die Verrücktheit des wissenschaftfeindlichsten Kreationisten ist bloß endlich! Denn selbst dieser wird zugeben, dass die Wandelbarkeit innerhalb der Arten durch Beispiele wie der Unterschied zwischen Rauhaardackel und Bernhardiner recht eindrucksvoll belegt ist.
Der Kreationist wäre jedoch kein geifernder Kreationist, wenn er an dieser Stelle nicht pawlowlisch reagieren würde und ein "Mikroevolution belegt nicht Makroevolution" in die verwunderte Welt hinausposaunt. Dabei soll mit Mikroevolution die Veränderung innerhalb einer Art und mit Makroevolution die Veränderung von einer Art zu einer anderen gemeint sein. Der tatsächliche Unterschied zwischen diesen beiden ist jedoch Null. Trotzdem möchte ich hier den wohl besten Einzelbeleg für Makroevolution vorstellen.
Da dieser Beitrag doch recht lang
geworden ist, versuche ich den Gedankengang mal auf drei Sätze zu
kondensieren. Verschiedene DNA-Sequenzen können das exakt gleiche
Protein kodieren. Vergleicht man nun DNA-Abschnitte verschiedener
Arten, die das gleiche Protein kodieren, findet man eine mit dem
Zufall nicht erklärbare Übereinstimmung. Diese funktional
überflüssige Ähnlichkeit in der DNA, lässt sich einfach mit der
gemeinsamen Abstammung der Arten erklären.
Redundanz in der
Aminosäurenkodierung
Um das ganze möglichst verständlich
zu machen, fangen wir also mit einer kurzen Wiederholung von
Schulwissen an. Bekannterweise ist die DNA Träger der
Erbinformation, welche im Alphabet der DNA-Basen geschrieben ist.
Dieses Alphabet besteht aus vier Buchstaben: A(denin), C(ytosin),
G(uamin) und T(hymin).
Jeweils drei DNA-Basen kodieren eine
eiweiserzeugende (proteinogene) Aminosäure. So kodiert zum Beispiel
das DNA-Triplett CUA die Aminosäure Leucin. Mit dieser Information
können wir bereits angeben, wie viele verschiedene (proteinogene)
Aminosäuren also maximal kodiert werden könnten. Wir haben drei
Plätze im Triplett zur Verfügung und auf jeden Platz haben wir die
Wahl zwischen vier DNA-Basen. Macht also 4*4*4 = 64 potentiell
verschiedene Aminosäuren.
In den Lebewesen findet man allerdings
nur 20 verschiedene Aminosäuren - genannt die kanonischen.
Tatsächlich kann eine Aminosäure durch mehrere Tripletts kodiert
werden. Das oben bereits erwähnte Leucin kann durch sechs
verschiedene kodiert werden; nämlich: CUU, CUC, CUA, CUG, UUA und
UUG.
Womit wer dann bereits bei der ersten
und meines Erachtens auch entscheidenden Zutat für den hier
dargelegten Beleg sind. Verschiedene DNA Sequenzen können die selben
Aminosäuren kodieren. Wenn ich also im Gen, welches zum Beispiel
Hämoglobin kodiert, den für ein Leucin verantwortlichen
DNA-Abschnitt CUU mit UUG austausche, entsteht exakt dasselbe
Protein! Dieses ist natürlich genau so funktionstüchtig, wie das
ursprüngliche.
Übereinstimmung in den
Genen zwischen den Arten
Cytochrom c ist ein Protein, dass bei
Energiegewinnung eine entscheidende Rolle spielt und bei allen (!)
Lebewesen vorkommt. Cytochrom c besteht aus etwa 100 Aminosäuren und
könnte insgesamt von 10^46 (1 mit 46 Nullen) verschiedenen
DNA-Sequenzen kodiert werden. Im Prinzip wäre es damit also möglich,
dass das Gen für die Cytochrom c Herstellung bei jedem einzelnen
Lebewesen anders aussähe und es würde trotzdem ohne auch nur mit
der kleinste Beeinträchtigung leben können. Wären die Arten
unabhängig von einander entstanden, so würde man erwarten, dass die
entsprechenden DNA-Sequenzen zwei beliebiger Arten an ein oder zwei
Stellen übereinstimmen und der Rest anders wäre.
In der Natur findet man jedoch das
genaue Gegenteil vor. So unterscheidet sich das Gen für die
Cytochrom c Herstellung bei Menschen und Schimpansen gerade mal an
vier Stellen, obwohl es 10^46 verschiedene, aber funktionell
gleichwertige Möglichkeiten gäbe. Beim Vergleich anderer Arten gilt
ähnliches, wobei sich die Gene für Cytochrom c um so ähnlicher
sind, je näher die Arten verwandt sind.
Übrigens gilt diese Feststellung nicht
nur für das Protein Cytochrome c, sondern auch für viele andere
Proteine (Hämoglobin zB).
Fazit
Diese im Prinzip absolut unnötige
Übereinstimmung der Gene lässt sich recht einfach mit der
gemeinsamen Abstimmung der Arten erklären. Während der Vererbung
wird die Erbinformation nämlich nicht Triplett um Triplett an den
Nachkommen weitergegeben, so dass die DNA-Basen vollkommen anders
aussehen könnten. Vielmehr wird die DNA Base für Base vererbt, so
dass die redundante Kodierungsinformation der Nachkommenschaft
erhalten bleibt.
Damit wäre die gemeinsame Abstammung
der Arten belegt und somit auch zwingend die Makroevolution. Wenn
alle Arten den gleichen Vorfahren haben und heute verschieden sind,
müssen sich die Arten gewandelt haben. Letzteres ist die Definition
der Makroevolution.