Dienstag, 28. Dezember 2010

Woher der Hass kommt

Christenhass. Kirchenhass. Islamhass. Religionshass. Hass. Hass. Hass. Überall gibt es Hass. Wohin man auch blickt.

Zumindestens wenn man in den Köpfen so einiger Gläubige blickt.

So lautet zumindestens der gern und häufig benutzte Vorwurf gegeüber uns armen und in der Regel überhaupt nicht hassenden Atheisten. Aber vielleicht sollte ich das nochmal betonen. Zwar gibt es durchaus ein paar Eigenschaften des Glaubens und seiner Vertreter, die mich auf die Palme bringen. Hier sei stellvertretend die entwürdigende Hörigkeit der Gläubigen gegenüber ihrem Gott (oder Götter) genannt. Doch ich hasse nicht wirklich. Weder die Christen, noch die Muslime, noch Hindus, noch Juden und nach meiner Erfahrung gilt Ähnliches für das Gros der engagierten Atheisten.

Es fragt sich dann, warum der Gläubige so viel Hass zu erkennen vermeint, wo es doch keinen zu erkennen gibt. Sicherlich ist er geübt darin, Dinge (Sinn!) wahrzunehmen, wo keine sind. Aber warum gerade Hass und das auch noch in uns Atheisten? Woher kommt all der Hass?

Natürlich vom Gläubigen selbst.

Aber halt. Bevor man mir vorwirft, bloß zu projezieren und mit argumentativen Nebelgranaten um mich zu werfen, sollte man wenigstens meine Argumentation kennen.

Man stelle sich also vor, dass man tief und innig an irgendetwas vollkommen Unsinniges oder Lächerliches glaubt (Gott, Homöopathie, die intellektuelle Redlichkeit eines Püttmanns). Man hat seine Identität auf dieser Lächerlichkeit errichtet und ist sich vielleicht sogar diffuse bewusst, dass diese Basis tatsächlich lächerlich ist. Dann kommt da so ein skeptischer Mensch daher und wagt es, das Lächerliche lächerlich zu nennen. Das verletzt. Tief. Der Skeptiker greift eben nicht nur die Glaubensinhalte an sondern die eigene Identität an sich! Wie kann uns ein anderer Mensch nur so etwas antun? Warum sollte er uns nur so schwer verletzen wollen? Dafür muss er doch einen Grund haben! Und da wäre er dann: der Hass.

Der entblößte Gläubige sucht also nach einer Erklärung für das verletzende Verhaltens seines Gegenübers und findet diese im untergeschobenen Hass.

Als netter Nebeneffekt schwingt im Hassvorwurf auch immer der Vorwurf der Irrationalität mit, welche nicht nur die Glaubwürdigkeit des Skeptikers untergraben soll. Zusätzlich lässt sich mit irrationalen Menschen natürlich nicht gut diskutuieren, was den Gläubigen praktischerweise von der Last befreit, sich tatsächlich mal mit den Argumenten der Gegenseite zu beschäftigen.

Aber, mein lieber Theist, in einer Diskussion über Glaubensinhalte ist ein Angriff auf die Identität unumgänglich, wenn diese Identität auf genau diesen Glaubensinhalten aufgebaut wurde. Die Verletzung der in diesem Kontext dann so genannten religiösen Gefühlen ist - leider - unvermeidbar. Sorry.