mit einiger Belustigung habe ich ihre aktuelle BamS-Kolumne unter der Überschrift "Brauchen wir Gott, um uns die Welt zu erklären?" gelesen. Sie nehmen Stephen Hawkins neues Buch zum Anlass, um über die "spannende" Debatte über Gottes Existenz zu berichten. Leider wird rasch klar, dass sie sich selbst offenbar eher seltener an der Debatte beteiligen. Anders scheint mir ihre Verzerrung wohlbekannter Fakten und ihre Benutzung von schon tausendmal widerlegten Argumenten nicht zu erklären zu sein.
Meine Kritikpunkte im einzelnen.
Schließlich hat der durch ein ADS-Nervenleiden gelähmte Professor [...]
Hawkings leidet an Amyotrophe Lateralsklerose, abgekürzt ALS. ADS ist hingegen eine Krankheit, die die Fähigkeit Wikipedia zu benutzen, beträchtlich einschränkt.
Kaum hat nämlich Stephen Hawking seine These vom überflüssigen Schöpfergott veröffentlicht, melden sich renommierte Naturwissenschaftler in Zeitungskommentaren mit Gegenargumenten. [...] Der bekannte Oxforder Mathematiker John Lennox antwortete seinem Professoren-Kollegen [...]
Über die Kategorisierung der Mathematik in Bezug auf andere Wissenschaften kann man durchaus kontrovers diskutieren. Sie ist aber mit Sicherheit keine Naturwissenschaft, weil sich mathematische Aussagen eben nicht messen lassen. Vielmehr werden mathematische Konzepte für die Interpretation von Messungen benutzt.
Wenn der Astrophysiker Hawking nun behauptet, das Universum sei durch die Existenz von Schwerkraft zwangsläufig entstanden, so stelle sich zumindest die Frage, wie denn die Schwerkraft entstanden sei.
Und die Frage, wie Gott entstanden sei, stellt sich nicht? Hier fallen sie und Lennox implizit auf systematische, evolutionär gewachsene Wahrnehmungsfehler herein. Führt man eine Begründung auf ein intentional handelndes Wesen statt auf ein abstraktes Konzept zurück, dann mag das psychologisch gesehen eine befriedigendere Antwort sein. Trotzdem regnet es einfach, ohne das es ein Regenmacher geben würde.
Es sollte dem großen Denker Hawking zu denken geben, dass sein großes Idol, der Geistesgigant Albert Einstein, der Begründer der Relativitätstheorie, ein an Gott glaubender Jude war.
Mit viel Liebe und großem guten Willen, kann man ihnen hier nicht vorwerfen, faktisch falsch zu liegen. Sicherlich war Einstein Jude und vielleicht hat er auch an einen pantheistischen Gott geglaubt. Er hat aber im Gegensatz zu dem, wie ihre Aussage fast nur verstanden werden kann, nicht an den jüdischen Gott geglaubt.
Einstein in einem Brief 1954: "Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und ich habe dies niemals geleugnet, sondern habe es deutlich ausgesprochen."
Für dieses Getrampel auf der intellektuelle Redlichkeit sollten Sie sich schämen.
Desweiteren bemühen Sie hier schlicht den logischen Fehlschluss des Arguments von der Autorität. In der Kirche mag dieses ja ein gültiges Argument sein, in einer "tiefgründigen und ernsthaften" Diskussion ist es das nicht.
Für unzählige Nobelpreisträger waren und sind Glauben und Denken keine Gegensätze.
Gläubige sind unter den Nobelpreisträgern gemessen an der durchschnittlichen Bevölkerung deutlich unterepräsentiert. Nicht nur, aber auch durch die Nutzung des eigenen Verstandes kann man seinen Glauben nämlich überwinden.
Wieviele meinen sie eigentlich mit unzählige? Der Nobelpreis wurde bisher an weniger als 900 Personen vergeben, wovon die wenigsten gläubig waren. Können Sie nicht bis 900 zählen?
Ich muss Gott nicht beweisen [...]
Die Gotteshypothese ist eine positive Existenzaussage und damit liegt die Beweispflicht sehr wohl bei Ihnen. Oder glauben Sie mir, dass Sie mir 1000€ schulden?
Sollten Sie tatsächlich an einer "ernsthaften und tiefsinnigen" Diskussion interessiert sein, dann lade ich Sie herzlich ein auf diese EMail zu antworten oder sich auf einschlägige Blogs sehen zu lassen. Wenn wir auch kaum zu einem Konsens gelangen werden, dann könnten wir doch wenigstens falsche Bilder der Gegenseite beseitigen und damit die Diskussion von unnötigem Ballast befreien.
Mit freundlichen Grüßen,
Peter Modregger.
Dem Angebot auf der BamS-Seite folgend, habe ich diese Email (hier einer leicht überarbeiteten Version) an Herrn Hahne geschickt. Überraschenderweise bekam ich auch rund 45 Minuten später eine Antwort:
This person is currently on vacationWas soll man dazu sagen?
Ich bedanke mich bei bildblog.de für die Verlinkung dieses Beitrages.