Montag, 28. Juni 2010

Wie das Christentum der Ethik hilft

Die mannigfaltigen Argumente, die für den Glauben sprechen sollen, lassen ich sich grob in drei Kategorien einteilen: Die klassischen Gottesbeweise ("Irgendwo muss das alles hergekommen sein"), individuell-funktionale ("Mein Glaube hilft mir") und gesellschaftlich-funktionale ("Eine Gesellschaft braucht Religion"). Da die sogenannten Gottesbeweise sämtlich auf logischen Fehlschlüssen beruhen und die individuell-funktionalen Argumente von so offensichtlicher Beliebigkeit sind, spielen diese Argumentkategorien in der tatsächlich geführten, öffentlichen Debatte meiner Erfahrung nach nur eine untergeordnete Rolle.

Ganz anders sieht die Sache beim "eine Gesellschaft braucht Religion, weil nur diese eine Werteorientierung bieten und eine ethische Grundlage schaffen kann" aus. Dieses - als bloße Behauptung präsentierte - Argument wurde offensichtlich so häufig in die Köpfe eingehämmert, dass sogar ein nicht gerade als Dummkopf verschrieener Gregor Gysi darauf reinfällt. Aber wie nützlich ist denn zum Beispiel das Christentum tatsächlich, wenn es nicht mehr um diffuse Grundlagen sondern um konkrete Fragestellungen geht?

Das Urteil des Bundesgerichtshofes über Rechtmäßigkeit aktiver Sterbehilfe gibt dem Christentum eine wunderbare Gelegenheit zu glänzen. Während die Evangelische Kirche in Deutschland das Urteil des BGHs begrüßt:
In der christlichen Ethik gebe es »keine Verpflichtung des Menschen zur Lebensverlängerung um jeden Preis und auch kein ethisches Gebot, die therapeutischen Möglichkeiten der Medizin bis zum Letzten auszuschöpfen.
Quelle: ad-hoc-news.de via Atheist Media Blog
meldet die katholische Bischofskonferenz grundsätzliche Bedenken an:
Für die katholische Kirche sei die grundlegende Unterscheidung zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe maßgebend. [...] »Wir fürchten durch diese Verunklarung sensible ethische Folgeprobleme«, betonte die Bischofskonferenz.
Vielen Dank, liebes Christentum. Das war jetzt wirklich äußerst hilfreich!