Krampfhaft versucht der Gläubige seinen Glauben als rational begründet darzustellen, weil er tief im Inneren zumindestens ahnt, dass sein Glaube irrational, ja gerade zu kindisch ist. Im Versuch sich nicht der gerechtfertigten Lächerlichkeit preis zu geben, werden dann sogenannten Gottesbeweise aus dem Hut gezaubert. Nun ist es so, dass es keinen rationalen Gottesbeweis gibt, der nicht auf einen logischen Fehlschluß beruhen würde. Der um seine Vernunft fürchtende Gläubige begibt sich damit in die Lächerlichkeit der zweiten Stufe: der Glaube an sich und die Begründung zusätzlich - ohne es natürlich zu bemerken. Ein Beispiel für einen solchen "Beweis" ist der Gott der ersten Ursache.
Jede Wirkung hat eine Ursache, die selbst wieder Wirkung einer vorangegangen Ursache ist. Den meisten Menschen dürfte es wohl schwer fallen, sich eine unendliche Kette von Wirkung und Ursache vorzustellen. Genau das missbraucht der Gläubige, in dem er eine erste Ursache, die selbst keine Wirkung ist, postuliert und nennt diese erste Ursache Gott.
Auch wer sich nicht eingehender mit der kritischen Begutachtung des Glaubens beschäftigt, dürfte schon erahnen, was gegen diese "Logik" einzuwenden ist.
- Die genaue Version des Gottes wird mit dieser Argumentation nicht identifiziert. Bei dem Gott der ersten Ursache könnte es sich um den christlichen, den islamischen, einen hinduistischen, einen griechischen, einen römischen oder einen völlig anderen Gott handeln.
- Die explizite Version eines Gottes muss nicht die erste Ursache sein. So könnte zum Beispiel der christliche Gott erst die 417. Wirkung der ersten Ursache sein. Also in etwa so:
Erste Ursache -> Hyperdyper-Übergott -> Hyper-Übergott -> ... -> Übergott -> christlicher Gott -> Schöpfung
Um aber zu glauben, dass die erste Ursache mit Gott identisch ist, muss der Christ ersteinmal der Bibel glauben, dass Gott das behauptet hat und zweitens muss der Christ Gott selbst glauben.
- Es folgt nicht einmal logisch zwingend, dass die erste Ursache überhaupt etwas sein muss, dass wir vernünftigerweise Gott nennen würden. Die Argumentation funktioniert exakt genauso, wenn wir die erste Ursache Urknall nennen. Da diese Gegenargumentation jedoch auch auf diese Variante anwendbar wäre, beweist das nicht, dass der Urknall tatsächlich die erste Ursache wäre. Eine solche Benennung hätte aber wenigestens den Vorteil, dass wir die erste Ursache auf etwas Bekanntes und Demonstrierbares zurückführten.
- Aber selbst die implizierte Grundannahme erweist sich als nicht näher begründbar. Warum muss denn die unendlich lange Kette von Ursache und Wirkung überhaupt abgebrochen werden? Eine unendlich lange Kette mag zwar schwer vorstellbar sein, aber unsere beschränkte Vorstellungskraft sollte doch wohl nicht als logisch zwingendes Argument hingenommen werden.
Als Hausaufgabe trage ich dem wohlgeneigten Leser auf, den logischen Fehlschluß, auf den der Gott der ersten Ursache beruht, zu identifizieren.