Sieht man einmal von den Stunden qualvoller, weil langweiliger und inhaltsloser Religionsindoktrination in der Schule ab, so kann ich eigentlich nur von einem negativen, persönlichen Erlebnis mit der Religion berichtet.
Es begab sich cirica 1990, dass ich einer christlichen Sommerfreizeit in Norwegen beiwohnte. Natürlich konnte die priesterliche Leitung nicht darauf verzichten, uns einmal am Tag für eine Stunde mit den bekannten Absurditäten zu belästigen. Während einer dieser Bibelstunden genannten Einheiten, fragte der Pfarrer uns Atheisten, warum wir denn nicht an Gott glauben. Einer antwortete, dass er Gott eben noch nie gesehen hat - klingt wirklich nicht sehr überzeugend, aber man muss bemerken, dass wir so etwa 12 oder 13 Jahre jung waren. Der Pfarrer - selbstverständlich wesentlich älter - konterte mit: "Warst Du vorher schon einmal in Norwegen? Wieso hast Du dann an Norwegen geglaubt, bevor Du hier warst?"
Ich wusste zwar, dass mit dieser Frage irgendetwas falsch war, aber in meinem damaligen Alter hatte ich einfach noch nicht die intellektuelle Ausrüstung, um den Fehler in der priesterlichen Diskussion zu identifizieren. Rückblickend kann ich vermuten, dass der Pfarrer ganz genau wusste, was mit seiner Argumentation eigentlich falsch ist, er aber drauf wetten konnten, dass wir Jugendlichen nicht drauf kommen würden.
Die intellektuelle Unreife ausnutzen, um zu indoktrinieren. Herzlichen Glückwunsch zu dieser christlichsten aller Argumentationen!
Heute weiß ich, dass der Glaube an die Existenz Norwegens und Gottes eben nicht in die gleiche Kategorie fallen. Der wichtigste der vielen Unterschiede ist der, dass man bezüglich Norwegen eine exakte Anleitung geben kann, um sich selbst von dessen Existenz zu überzeugen. Man kaufe sich ein Ticket, steige in ein Flugzeug und schaue nach.
Für Gott gibt es eben keine solche Anleitung - und, nein meine liebe Gläubigen, "Du musst Gott aufrichtig anrufen" oder "Du musst in Deinem Herzen suchen" beschreiben nicht in mindestens, was man wirklich tun soll. Deswegen sind diese "Anleitungen" noch weniger hilfreich als ein in japanisch geschriebenes Handbuch für einen DVD Player für einen Maya aus dem 8. Jahrhundert wäre.